Gleicher Verdienst wie Stammmannschaft
Leiharbeiter: Vermittler gegen EU-Richtlinie
Zeitarbeiter, auch Leiharbeiter genannt, sollen Stammmitarbeitern eines Betriebes in jeder Hinsicht gleichgestellt werden. Die Gewerkschaft setzt sich dafür ein und Österreich ist jetzt dabei, eine entsprechende EU-Richtlinie umzusetzen. Mit 1. Juli soll ein neues Arbeitskräfte-Überlassungsgesetz in Kraft treten, Unternehmen laufen dagegen Sturm.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.3.2012
Gegen Auflösungsabgabe
Die EU verlangt in einer Richtlinie, die Österreich jetzt umsetzen muss, dass Leiharbeiter das gleiche verdienen müssen wie die Stamm-Mitarbeiter. Das sei schwer zu ermitteln, nicht immer kenne man etwa Details von Betriebsvereinbarungen, kritisiert Alexander Praschek, Präsident des Österreichischen Verbandes der Zeitarbeit und Arbeitsvermittlung. Er fordert daher einerseits den Weiterbestand des Kollektivvertrags. Auf der anderen Seite kritisiert Praschek, dass die Regierung mit dem neuen Sparpaket beschlossen hat, dass jedes Unternehmen bei der Auflösung eines Dienstverhältnisses 110 Euro an das Arbeitsmarktservice bezahlen muss. Er fordert daher entweder die Abschaffung dieser Abgabe, oder dass sie nicht entrichtet werden, wenn Leiharbeiter in ein festes Dienstverhältnis übernommen werden.
Warnung vor Jobverlust
Rund ein Drittel der Zeitarbeiter würden in ein festes Dienstverhältnis übernommen, sagt Praschek. Wenn Leiharbeitsfirmen diese Auflösungsabgabe bezahlen müssen, werde die Vermittlung von Arbeitskräften weniger rentabel. Das schade auch den Leiharbeitern, rund ein Viertel aller Jobs würden dann wegfallen, warnt Praschek.
Die Leiharbeits-Vermittlungsfirmen seien ohnehin schon belastet, weil sie laut KV auch eine Bildungsabgabe für die weitere Ausbildung der Leiharbeiter bezahlen müssten. Diese mache in Summe 1,5 Millionen Euro im Jahr aus. Wenn die Firmen noch mehr belastet werden, würden sie sich nach anderen Lösungen umsehen, etwa Tätigkeiten auslagern. Das wiederum schade den Leiharbeitern, weil sie nicht mehr beschäftigt würden, so Praschek. Das Ziel der Gewerkschaft, Arbeitnehmerrechte zu stärken, werde so kaum erreicht, so der Verbandspräsident der Leiharbeitsunternehmen.
250.000 Dienstverhältnisse
Rund 75.000 Zeitarbeiter gibt es derzeit in Österreich. Sie sind bei einem Unternehmen, das Arbeitskräfte vermittelt, angestellt und werden von diesem auch bezahlt. Je nach Bedarf werden sie an Firmen verliehen, zumeist nur für ein paar Monate. Insgesamt hat es im Vorjahr 250.000 derartige Dienstverhältnisse gegeben. Die Firmen, etwa Produktionsunternehmen, decken mit solchen Beschäftigten den kurzfristigen Bedarf ab, etwa in Urlaubszeiten, während Krankenständen und während Spitzen-Auftragszeiten. Bezahlt werden Leiharbeiter derzeit nach einem eigenen Kollektivvertrag mit zumindest rund 1.300 Euro im Monat.