Mit Einschränkungen
Freude über Neue Mittelschule
Nach dreijähriger Anlaufphase wird die Neue Mittelschule der 10- bis 14-Jährigen per Beschluss des Nationalrats zum Teil des Regelschulsystems. Die Folge ist, dass die bisherige Beschränkung auf einen bestimmten Anteil der Gesamtschülerzahl wegfällt. Ein Freudentag für Österreichs Bildungspolitik, allerdings mit Einschränkungen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.3.2012
Hauptschule stirbt aus
Im Schulversuch Neue Mittelschule sind zur Zeit 57.000 Schülerinnen und Schüler, in der Regelschule Neue Mittelschule werden es 2018 geschätzte 220.000 sein. Die Neue Mittelschule ist eine gemeinsame Ausbildungsstätte von 10 bis 14-Jährigen, mit oder ohne AHS-Reife. Sie ersetzt ab mehr und mehr die Hauptschule, die im Jahr 2018 sozusagen ausgestorben ist. Eine Gesamtschule, wie ursprünglich von der SPÖ geplant, ist die Neue Mittelschule aber nicht, weiterhin gibt es die Gymnasien. Mit Begeisterung haben schon bisher hunderte Hauptschulen, aber nur elf Gymnasien die Umwandlung in eine Neue Mittelschule beantragt. Eine wesentliche Motivation ist wohl: Es gibt wesentlich mehr Geld vom Staat pro Schüler. Es klingt ja auch gut - und teuer, was die Neue Mittelschule vorsieht: Individualisierung und Differenzierung, Orientierung am persönlichen Leistungsniveau, flexible Kleingruppen, offene Lernformen, Projekte, Team-Teaching, soll heißen zwei Lehrer in einer Klasse.
Elternvertreter erfreut
Österreichs oberster Pflichtschul-Elternvertreter Christian Morawek ist zufrieden: "Für mich ist das wirklich ein Freudentag, weil jetzt endlich eine Phase der langjährigen Schulversuche vorbei ist." Als Vorteil betrachtet Morawek, dass es mehr Chancen für die Schüler gebe sowie mehr Unterstützung für alle Schüler mit mehr Ressourcen und mehr Geld für die Bildung.
Wissenschaftlerin hofft auf Gemeinsame Schule
Bildungspsychologin Christiane Spiel, Professorin an der Universität Wien, findet es positiv, dass die Hauptschule von ihrem schlechten Image wegkommt und mehr Unterstützung erfährt. "Aber so ein richtiger Jubeltag wäre es für mich erst, wenn wir wirklich eine gemeinsame Schule hätten für alle, die aber innen extrem differenziert ist, um je nach Begabung und umgekehrt zum Ausgleich von Benachteiligungen zu fördern", so Spiel. Die Professorin bedauert auch, dass bisher ausschließlich Hauptschulen von den Angebot Gebrauch machen.