Karl Minhard im Ö1-Journal zu Gast
"Kein Verständnis für brutale Vorgehensweise"
Die Verhandlungen zwischen der AUA und dem fliegenden Personal sind mehr als festgefahren. Bis zum 5. April will die Lufthansa bei ihrer Österreich-Tochter eine Einigung mit der Belegschaft auf dem Tisch haben. AUA-Bord-Betriebsratschef Karl Minhard kann sich vorstellen, dass die Fluglinie ihre Mitarbeiter aus den alten Verträgen freikauft.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.3.2012
Michael Csoklich im Gespräch mit Karl Minhard
30 Prozent weniger Gehalt "inakzeptabel"
Auf 47 Millionen Euro beläuft sich das aktuelle Spar-Angebot der AUA-Belegschaft: 33 Millionen Euro davon als Einmaleffekt, 14 Millionen Euro jährlich. "Zu wenig", findet der AUA-Vorstand, "mehr als genug um die AUA zu sanieren", findet der Vorsitzende des AUA-Betriebsrats-Bord, Karl Minhard. Das Management würde nämlich 45 Millionen an jährlichen Einsparungen verlangen – und das wäre eine Gehaltsreduktion um bis zu 30 Prozent, so Minhard. "Das kann niemand akzeptieren."
"Ruin einer Firmenkultur"
Der Vorstand habe diese 45 Millionen Euro nachhaltiger Einsparungen vom Gesamtpersonal der AUA gefordert und das fliegende Personal habe von Anfang an 14 Millionen geboten. "Dann aber hat der Vorstand immer mehr und noch mehr verlangt. Wenn man in Verhandlungen tritt, dann sollte man von seiner ursprünglichen Forderung nicht abweichen", so Minhard.
Konkret bietet das fliegende Personal längere Arbeitszeiten, eine Verringerung bei den Gehaltsvorrückungen und das Aussetzen der automatischen Inflationsabgeltung an. In Summe würde sich der Pensionsaufwand um rund 20 Prozent verringern, die AUA würde drei Prozent mehr Eigenkapital über Personalmaßnahmen lukrieren, so Minhard. Was der Vorstand aber nun verlange, sei der "Ruin" einer Firmenkultur, "und das ist abzulehnen."
"Man will Piloten diffamieren"
Dass Piloten mehr verdienen würden als andere Berufsgruppen sei kein Geheimnis, so der Betriebsrat. Im internationalen Vergleich würden die AUA-Piloten aber unter dem Durchschnitt liegen. In der öffentlichen Debatte würden bewusst einzelne Punkte aus den Verträgen herausgenommen, um die Piloten zu diffamieren, so Minhard. "Unser Vertrag ist konkurrenzfähig, man kann aber da und dort an einer Schraube drehen."
Überrascht vom "brutalen Vorgehen"
Der AUA-Vorstand droht dem fliegenden Personal ja mit einem erzwungenen Betriebsübergang auf den bis zu 25 Prozent günstigeren Kollektivvertrag der AUA-Regionaltochter Tyrolean, wenn die Verhandlungen mit der Gewerkschaft scheitern. Minhard dazu: "Wir wussten, dass die Lufthansa einen harten Weg gehen wird, doch dieses brutale Vorgehen, ohne Rücksicht auf Verluste, überrascht sogar uns."
Piloten aus alten Verträgen auskaufen
Als Lösung kann sich Minhard vorstellen, dass die AUA die Piloten aus ihrem alten Kollektivvertrag auskauft. "Vielleicht gibt es auch eine Zwischenlösung, dass man dem Personal einen Teil des Vertrages ausbezahlt und die Leute dafür hier in Österreich bleiben." Einen konkreten Betrag will Minhard aber nicht nennen.
300 Piloten könnten AUA verlassen
Falls es zu keiner Lösung komme, könnten jedoch 200 bis 300 Piloten das Unternehmen verlassen. Und die hätten dann Anspruch auf 127 Millionen Euro Abfertigung. Abgesehen davon, dass die AUA ihren Flugbetrieb nicht mehr aufrechterhalten könnte, müsste sie zusätzliche Ausgaben, etwa für die Schulung neuer Mitarbeiter einberechnen. "Die Kosten wären exorbitant hoch", so Minhard. Man sei sich der schwierigen Lage bewusst und wolle daher weiterverhandeln, sagt der Betriebsratschef.
"Alleinige Schuld beim Management"
Die Gefahr, dass die Mutter Lufthansa die AUA dann einfach fallen ließe oder die Fluglinie Pleite gehe, sieht Minhard nicht. "Es wird immer einen Weg aus der Misere geben." Die Schuld an der derzeitigen Misere sieht Minhard alleine beim Management. Dieses habe es verabsäumt, die Mitarbeiter hinter sich zu vereinen und das Unternehmen gemeinsam mit ihnen zu sanieren. Zudem fehle eine klare Vision und eine Strategie für die Zukunft der Fluglinie.
Verständnis für Kündigung des Tyrolean-KV
Für die einseitige Kündigung des Tyrolean-Kollektivvertrags durch seine vida-Gewerkschaftskollegen, und zwar gegen den Willen der Tyrolean-Gewerkschaft und des Personals, zeigt Minhard Verständnis. "Dieses Vorgehen war gut, überlegt und richtig, denn es geht um das große Ganze. Im Raum Flughafen Wien geht es um 50.000 Arbeitsplätze."
Durch die Kündigung des Tyrolean-Kollektivvertrags kann das AUA-Management ihre Piloten nicht mehr automatisch in den Vertrag überführen. Und: "Sie müssen zurück an den Verhandlungstisch. Wir sind bereit, weiter zu verhandeln und unseren Beitrag zu leisten, damit es die AUA Ende des Jahres noch gibt", so Minahrd.