Rothensteiner und Hameseder ab 1. Juli
Raiffeisen: Konrads Erben
Der mächtigste Raiffeisen-Manager zieht sich zurück. Noch vor Sommerbeginn gibt Christian Konrad das Amt des Raiffeisen-Generalanwalts ab, und zwar an RZB-Chef Walter Rothensteiner. Die Obmannschaft in der Raiffeisen Holding übernimmt der bisherige operative Holding-Chef und RLB-Bankvorstand Erwin Hameseder.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 3.4.2012
Dieses Jahr ist ein Jahr der großen Veränderungen unter dem Giebelkreuz von Raiffeisen. In Linz hat Ludwig Scharinger bereits in der vergangenen Woche den Vorstandssessel der mächtigen Landesbank Oberösterreich geräumt. In wenigen Wochen steht dann ein Wechsel an der Spitze des Verbandes an. Zwei Jahre früher als geplant wird Raiffeisen Generalanwalt Christian Konrad gehen. Einen dementsprechenden Bericht der Zeitung „Wirtschaftsblatt“ hat zumindest noch niemand dementiert. Aber kommentieren will man ihn vonseiten des einflussreichen Verbandes auch nicht.
Keine Überraschung
Noch ist er einer der mächtigsten Manager des Landes - der 68 Jahre alte, gebürtige Niederösterreicher Christian Konrad. Zwei Jahre vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit an der Spitze des Verbandes will er Schluss machen. Überraschend kommt sein Schritt nicht - vor zwei Jahren sagte er in einem Ö1 Interview: bei der Nachfolge in ein zwei Jahren spiele Walter Rothensteiner eine wichtige Rolle.
Rothensteiner soll folgen
Ob Walter Rothensteiner - Chef der Raiffeisen Zentralbank - tatsächlich die Nachfolge antreten wird, das entscheidet die Generalversammlung, spätestens Ende Juni sollte Gewissheit herrschen. Im vergangenen November sagte Rothensteiner - 59 Jahre alt und ebenfalls ein gebürtiger Niederösterreicher - in einem Gespräch für das Ö1 Wirtschaftsmagazin Saldo zur Konrad Nachfolge: beide würden seit 30 Jahren miteinander arbeiten, wenn es soweit sei, würde man sich melden.
Rothensteiner soll - zumindest zunächst weiterhin Chef der Raiffeisenzentralbank bleiben, dem Mutterunternehmen der Raiffeisen International. Hier hat er noch einiges zu erledigen. Das Institut muss etwa die höheren Kapitalvorgaben der Europäischen Bankenaufsicht erfüllen.
Baustellen im Imperium
Als möglichen Konrad-Nachfolger warten in dem weitverzweigten Geflecht aus Genossenschaften sowie Sektionen aus direkten und indirekten Beteiligungen einige Baustellen auf ihn.
In Summe beschäftigt der gesamte Raiffeisenverbund, direkt oder indirekt, mehr als 160.000 Menschen. Involviert ist man bei der Strabag ebenso wie dem Molkereikonzern NÖM, dem Kurier oder der ORF-Sendertochter ORS. Bei manchen Firmen im Agrar-, Versicherungs- und Medienbereich läuft es nicht so gut wie erhofft - etwa bei der LLI, der größten Mühlengruppe Europas oder bei der UNIQA Versicherung.
Macht neu verteilt
Mit dem Abgang Konrads scheinen also Veränderungen unausweichlich, weniger im Punkt Strategie sondern mehr im Bereich Machtverteilung, analysiert Dietmar Ecker, PR Profi mit viel Erfahrung auf der politischen wie wirtschaftlichen Bühne des Landes. Es sei wie bei Fürstentümern, wo die Neuen sich die Macht erst erkämpfen müssten.
Neuer Holding-Chef Hameseder
Neben Walter Rothensteiner wird zumindest noch einer weiter an Einfluss gewinnen - Erwin Hameseder, 56 und Chef der Raiffeisenholding Niederösterreich-Wien, wo die diversen Firmenbeteiligungen gebündelt sind.
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