Duell Sarkozy - Hollande

Frankreich im Bann der Präsidentenwahlen

Showdown in Frankreich: Am Sonntag finden in Frankreich die mit Spannung erwarteten Präsidentenwahlen statt. Die Karten für den amtierenden Staatschef Nicolas Sarkozy stehen laut Umfragen derzeit nicht besonders gut. Für Sarkozy und seinen Sozialistischen Herausforderer Francois Hollande brechen die letzten spannenden Tage an, in denen sie die Wähler für sich gewinnen wollen.

Morgenjournal, 16.4.2012

Aus Paris,

Nicolas Sarkozy auf dem PLACE DA LA CONCORDE und sein sozialistischer Herausforderer Francois Hollande im PARC DE VINCENNES, beide Präsidentschaftskandidaten bejubelt von Menschenmassen und beide in der Rolle als Retter der Nation. Für den amtierenden Präsidenten, der in den Meinungsumfragen der vergangenen Woche wieder Boden verloren hat und in den Prognosen für die entscheidende Stichwahl am 6.Mai nach wie vor deutlich hinter Hollande liegt, war es fast die letzte Möglichkeit, das Blatt noch zu wenden.

Sarkozy an geschichtsträchtigem Ort

An Symbolen sollte es nicht mangeln: den Platz der Concorde, wo einst Ludwig XVI. und Marie Antoinette unter der Guillotine starben, die Gaullisten nach den Maiunruhen 68 ihre große patriotische Demonstration organisiert hatten und die Konservativen traditionsgemäß, wie der amtierende Präsident selbst vor fünf Jahren, ihre Wahlsiege feiern, hatte Nicolas Sarkozy gewählt, um sich - wie er schon vorher betonte - an die schweigende Mehrheit Frankreichs zu wenden – und dies mit einer gehörigen Portion Pathos, wo von Napoleon bis De Gaulle, von Molière über Victor Hugo und Charles Peguy die großen Namen der französischen Geschichte bemüht wurden:

"Volk Frankreichs, hab keine Angst. Sie, die Sozialisten werden nicht gewinnen, wenn du beschließt, dass du siegen willst. Meine Freunde, seit 30 Jahren hab ich mich in den Dienst Frankreichs gestellt, hab einen langen Weg hinter mir, der mich zu Euch geführt. Ich werde auf euch zugehen, jede Sekunde, jede Minute, um euch zu überzeugen, um von Frankreich zu sprechen und um das Volk Frankreichs zu erheben."

Mit Optimismus in die Zukunft

Sarkozy versprach den Franzosen, die Bedingungen zu schaffen, um wirtschaftlich gesehen die 30 glorreichen Jahre des 21. Jahrhunderts zu organisieren, wie einst die 30 Nachkriegsjahre bis 1975: "Wir haben die Jugend, die Intelligenz, die Wissenschaftler und die Unternehmer, um ein neues Wachstumsmodell zu entwickeln, das neue französische Modell des 21. Jahrhunderts."

In diesem Zusammenhang betonte jetzt auch Sarkozy, wie bisher nur der sozialistische Kandidat, er werde sich dafür einsetzen, dass die Rolle der europäischen Zentralbank neu überdacht werde, damit sie ebenfalls ihren Beitrag für mehr Wachstum leiste, um mit den Worten zu Enden: "Volk Frankreichs, hör auf meinen Appel. Französinnen, Franzosen, helft mir, helft mir, helft Frankreich."

Hollande zielt voll auf Sarkozy

Währenddessen sprach Francois Hollande im heftigen Wind vor dem Schloss in Vincennes davon, dass er spüre, wie im Land eine große Hoffnung aufkomme: "Werden wir 31 Jahre danach das schaffen, was andere Generationen mit Francois Mitterrand gemacht haben. Ich sage: ja, wir werden es machen."

Hollande kritisierte scharf das jüngste Schüren der Ängste durch Präsident Sarkozy für den Fall eines Siegs der Linken: "Jetzt kündigt er schon an, dass die Perspektive unseres Siegs die Finanzmärkte in Panik versetzt. Bislang ist nur er in Panik. Da die Märkte sich nicht bewegen, will er sie offensichtlich aufwecken – für einen Präsidenten ein merkwürdiges Verständnis von Verantwortung – die Spekulanten zur Hilfe rufen, um eine politische Wende zu verhindern."

Francois Hollande mahnte seine Anhänger auch jetzt noch ausdrücklich, auf Grund der positiven Meinungsumfragen nicht jetzt schon zu glauben man habe gewonnen, sagte aber ganz klar: "Ich bin heute bereit, Euch im zweiten Wahlgang zu repräsentieren, bereit, am 6. Mai zu gewinnen und bereit der Präsident Frankreichs zu sein."