Belegschaft droht mit Abwanderung und Klagen
AUA: Entscheidung über KV-Wechsel
Der AUA-Aufsichtsrat dürfte bei einer Sitzung am Flughafen Wien nach monatelangen Verhandlungen und etlichen Aufschüben die Umstellung des Bordpersonals auf den Tyrolean-Kollektivvertrag fixieren. Belegschaftsvertreter drohen mit Klagen und einer Massenabwanderung von Piloten.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.4.2012
Zwangsumstieg
Die AUA müsse sparen, die Konzernmutter Lufthansa werde Verluste bei ihrer österreichischen Tochter auf Dauer nicht akzeptieren, das hat Lufthansa-Chef Christoph Franz in einem Zeitungsinterview bekräftigt. Aber das AUA-Sparpaket, das sich allein heuer auf 220 Millionen Euro beläuft, spießt sich schon seit Monaten am fliegenden Personal. Denn die vom Management angestrebten Einschnitte in die Bord-Kollektivverträge, etwa die Beseitigung von automatischen Gehaltssprüngen und hohen Abfertigungsansprüchen, will das Bordpersonal nicht hinnehmen. Deshalb soll "Plan B" her, die Umstellung des AUA-Flugbetriebs auf die Regionaltochter Tyrolean, deren Kollektivvertrag für das Unternehmen um bis zu 25 Prozent günstiger ist.
Verhandlungen offenbar ergebnislos
Dieser Betriebsübergang gegen den Willen des Personals dürfte bei der Aufsichtsratssitzung am Flughafen Wien endgültig fixiert werden, nachdem die Entscheidung bereits einige Male verschoben worden ist, einerseits - wie argumentiert wurde - um rechtliche Details zu klären, andererseits um Zeit für zusätzliche Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat zu gewinnen, die aber letztlich ergebnislos verlaufen sind. Vor der Aufsichtsratssitzung waren weder Betriebsrat noch Management zu einem Interview bereit.
Massenabwanderung angedroht
Gegen den Betriebsübergang auf Tyrolean macht das fliegende Personal schon seit Monaten mobil. Zwar ist ein Streik kein Thema, dafür wird ein Massen-Exodus der AUA-Piloten in Aussicht gestellt. Laut Bordbetriebsratschef Karl Minhard könnten bis zu 300 der 600 AUA-Piloten abwandern, dem Vernehmen nach haben sich bereits 50 für einen Abgang entschieden. Den Flugzeugführern stehen dabei Abfertigungen von bis zu 39 Monatsgehältern zu. Für die AUA könnte das teuer werden, denn beispielsweise Kapitäne, die vor 2004 in das Unternehmen eingetreten sind, verdienen durchschnittlich 13.000 Euro brutto monatlich. Dass die Abwanderung der Piloten wie vom Betriebsrat behauptet den Flugbetrieb der AUA gefährden könnte, dementiert das Management bisher.
KV bereits gekündigt
Betriebsrat und Gewerkschaft haben angekündigt, die AUA im Fall des Betriebsübergangs mit Klagen einzudecken. Nach Ansicht der Belegschaftsvertreter ist der Umstieg auf Tyrolean rechtlich gar nicht möglich, unter anderem deshalb nicht, weil die Gewerkschaft den Tyrolean-KV bereits aufgekündigt hat. Ein Rechtsgutachten des AUA-Vorstands kommt hingegen zum Schluss, dass der Übergang auf Tyrolean rechtlich wasserdicht ist.
Dem Vernehmen nach gibt es aber nicht nur Spannungen zwischen Management und Belegschaft, sondern auch zwischen den Piloten von AUA und Tyrolean, die ja nun formal zusammengeführt werden. Die Rede ist hier von Auffassungs- und Kulturunterschieden innerhalb des Unternehmens.