Gespräche hinter den Kulissen

AUA: Einigung in letzter Minute?

Bei der defizitären Lufthansa-Tochter Austrian Airlines könnte der bereits beschlossene Betriebsübergang auf die günstigere Regionaltochter Tyrolean doch noch abgewendet werden. Aus Unternehmenskreisen heißt es nämlich, zwischen Management und Betriebsrat sei es hinter den Kulissen zu einer Grundsatzeinigung auf einen neuen Kollektivvertrag gekommen, einige Details seien aber noch offen.

Mittagsjournal, 24.4.2012

Übergang zu Tyrolean als Plan B

Den Betriebsübergang auf die um rund 25 Prozent günstiger operierende Tyrolean hat die AUA-Führung immer als Plan B bezeichnet - Plan A wären Einschnitte in den bisherigen Kollektivvertrag gewesen, etwa die Streichung von automatischen Gehaltsvorrückungen oder üppigen Abfertigungsansprüchen. Diesen Einschnitten haben die Personalvertreter trotz monatelanger Verhandlungen nicht zugestimmt, deshalb hat die AUA vorige Woche zur Radikalvariante gegriffen und den Betriebsübergang auf Tyrolean beschlossen, der Anfang Juli in Kraft treten soll.

Hektische Verhandlungen laufen

Dieser erzwungene Umstieg auf Tyrolean, den das AUA-Bordpersonal vehement ablehnt, könnte nun aber doch noch abgewendet werden. Dem Vernehmen haben sich Management und Bordbetriebsrat nämlich hinter den Kulissen grundsätzlich auf einen modernisierten AUA-Kollektivvertrag geeinigt, der alle vom Management geforderte Einsparungen enthält. Angeblich haben die Belegschaftsvertreter aber in ihren eigenen Gremien noch keine Mehrheit gefunden und deshalb diesem neuen AUA-KV noch nicht endgültig zugestimmt, es dürfte sich unter anderem noch an Details zu den Pensionsansprüchen spießen. Dem Vernehmen nach will der Betriebsrat nun vor allem die eigenen Leute überzeugen, die Unterschrift unter den offenbar bereits ausverhandelten neuen AUA-Kollektivvertrag zu setzen und damit den Betriebsübergang auf Tyrolean zu vermeiden.

Bordbetriebsrat, Gewerkschaft und Management wollten dazu heute Vormittag offiziell nichts sagen. Viel Zeit für Gespräche bleibt aber nicht mehr, denn im Mai dürfte bereits der Fristenlauf für den Umstieg auf die Tyrolean beginnen, der Betriebsübergang wäre dann wohl nicht mehr aufzuhalten.

Klagen eher aussichtslos

Dass die Personalvertreter versuchen, den Zwangsumstieg zu vermeiden und stattdessen doch noch eine gütliche Einigung zu suchen, dafür gab es auch bei der gestrigen Betriebsversammlung des Bordpersonals Indizien. So hat ein anwesender Jurist vor der versammelten Belegschaft angedeutet, dass die von Betriebsrat und Gewerkschaft geplanten Klagen gegen den Betriebsübergang relativ aussichtlos wären - denn die AUA könne vor Gericht immer damit argumentieren, der Betriebsübergang sei der einzige Weg, um die Insolvenz des Unternehmens zu vermeiden.

Ein anderer Experte verwies auf die Lufthansa-Tochter Swiss, die vor zehn Jahren ebenfalls durch einen Betriebsübergang entstanden ist, nämlich von der insolventen Swissair auf den Regionalableger Crossair. Auch damals hätten rechtliche Schritte der Piloten kaum etwas gebracht. Anfragen bei Experten für Unternehmensumgründungen haben ähnliches ergeben. Solange alle Fristen eingehalten werden, sei ein Betriebsübergang sehr schwer anzufechten, sagte ein Jurist heute Vormittag gegenüber dem Mittagsjournal.