Zweifel an "sauberem" Verkauf

Kontroverser U-Ausschuss zu Lehman

Der U-Ausschuss-Tag stand ganz im Zeichen der umstrittenen Vergabe der Buwog-Privatisierung an die US-Investmentbank Lehman Brothers. Dazu wurden zwei sehr unterschiedliche Zeugen befragt: Grassers Ex-Kabinettchef Heinrich Traumüller und der Ex-Chef der CA-Investmentbank, Klaus Requart. Während für Traumüller die Vergabe höchst sauber abgelaufen ist, ließ Requart Zweifel daran aufkommen.

Abendjournal, 24.4.2012

Traumüller: Alles korrekt

War die Buwog-Privatisierung ein abgekartetes Spiel, wie Grassers Ex-Kabinettsmitarbeiter Michael Ramprecht immer behauptet, oder ist an diesen Vorwurf nichts dran. Dieser Frage gingen heute die Abgeordneten im U-Ausschuss nach. Erster Zeuge: Grassers ehemaliger Kabinettchef Heinrich Traumüller. Er verteidigt alle Verfahren als absolut korrekt. Es seien alle internationalen Spielregeln eingehalten worden.

Zuerst CA am Zug

Allerdings stellt sich im Laufe der Befragung heraus, dass bei der Kommissionsentscheidung, welche Investmentbank die Buwog-Privatisierung bekommen soll, doch alle Kommissionsmitglieder sich zuerst für die CA-Investmentbank ausgesprochen hatten. Das war aber keine Entscheidung, nur ein Stimmungstest, sagt Traumüller.

Auftrag letztlich an Lehman

Allerdings wurde daraufhin die Sitzung abgebrochen, Ramprecht wollte vor einer Entscheidung Grasser befragen. Er selbst habe Grasser davon informiert, sagt Traumüller. Dass am nächsten Tag der Zuschlag nicht an die CA sondern an die Lehman Brothers ging, erklärt Traumüller damit, dass die Experten davon abgeraten hatten und das CA-Anbot schlechter gewesen sei.

Requart: Anruf von Grasser-Freund

Ein anderes Licht wirft hingegen die Aussage von Klaus Requart, Chef des CA-Konsortiums, auf die Vorgänge. Er belastet Grasser Freund Karl Heinz Muhr. Dieser hätte ihn vor der Entscheidung zwischen Lehman und CA als Investmentbank angerufen, und gesagt, das Ministerium würde einen Zuschlag für die CA verhindern, Lehman sei fix. Um zu vermeiden, dass die CA die Vergabe anficht, hätte ihm Muhr eine Kooperation mit Lehman angeboten, sagt Requart. In 24 Jahren in dieser Branche habe er so etwas nie erlebt, so Requart: dass der Sieger kommt und sage, damit du nicht anfichst, lassen wir dich, Subkonsulent, mit ins Boot, sei ungewöhnlich.

Subunternehmer bekam 400.000 Euro

Um Ärger mit dem Finanzministerium zu vermeiden, habe man das Angebot angenommen, sagt Requart und letztlich den Buwog-Verkauf als Subunternehmer mit Lehman abgewickelt. Muhr habe beim Privatisierungsprozess nie eine Rolle gespielt, sagt Requart. Trotzdem wurde er von Lehmann als weiterer Subunternehmer der Privatisierung mit über 400.000 Euro Honorar fürstlich entlohnt. Da heute noch viele Fragen an Ex-Kabinettchef Traumüller offen geblieben sind, wird er am Donnerstag noch einmal vor den Ausschuss geladen.