Downgrading und Arbeitslosigkeit

Spanien in der Abwärtsspirale

Spaniens Wirtschaft kommt nicht zur Ruhe. Auf das Misstrauen der Investoren, deren Zweifel an der Wirtschaftskraft zu einem Anstieg der Risikoaufschläge führte, reagierte die Ratingagentur Standard & Poor's. Sie stuft die Aussichten der konservativen Regierung gering ein, das gesteckte Defizitziel zu erfüllen. Hinzu kommt ein Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 24 Prozent.

Mittagsjournal, 27.4.2012

Aus Madrid,

Aufregung in Madrid

Nicht die Abwertung der Kreditwürdigkeit Spaniens durch Standard&Poor´s um zwei Stufen, sondern die neuesten Zahlen vom Arbeitsmarkt sorgen heute in Madrid für Aufregung. Dass die Ratingagentur nach entsprechenden Warnungen von Währungsfonds und Zentralbank ihre Aussicht für Spaniens Wirtschaft auf „negativ“ revidiert und damit eine weitere Herabstufung in Aussicht stellt, war für die konservative Regierung keine Überraschung.

Dass die am Vormittag veröffentlichte Statistik einen neuerlichen Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um 365.000 ausweist, trifft Premierminister Rajoy schon härter. Niemand hatte erwartet, dass die Arbeitslosenquote auf 24,44 Prozent klettern würde. Sie zeigt, dass die Reformbemühungen der konservativen Regierung, die vor allem durch die Reform des Arbeitsmarktes die Wirtschaft ankurbeln will, zumindest kurzfristig ihr Ziel verfehlt hat.

5,6 Millionen arbeitslos

Die gesetzlichen Erleichterungen von Entlassungen, die das bisher geltende System eines rigiden Arbeitnehmerschutzes lockern, wurde nur dazu genutzt, Arbeitskräfte kostengünstig abzubauen. Mehr als 5,6 Millionen Spanier suchen einen Job – das ist ein Fünftel aller Arbeitslosen in der Europäischen Union. Außenminister José Manuel García-Margallo macht sich Gedanken.

„Die Währungsunion wird erst durch eine Wirtschaftsregierung vervollständigt. Sie ist nach meiner Meinung ebenso notwendig wie ein Programm, das Wachstum schafft. Wir haben 25 Millionen Arbeitslose in der EU, eine Zahl, die wir nicht dulden können und wir müssen dagegen etwas unternehmen.“

Rezepte gehen aus

Der spanischen Regierung gehen angesichts der negativen Wirtschaftsaussichten die Rezepte aus. Dabei wollte sie durch eine gewissenhafte Erfüllung aller Sparvorgaben wieder das Vertrauen zurückgewinnen. Doch die Risikoaufschläge steigen auch heute Vormittag wieder, Standard & Poor´s äußert Bedenken, ob es gelingen wird, die Defizitziele zu erreichen. Die Rezession könnte nach Expertenmeinung tiefer und länger ausfallen, als befürchtet. Nochmals Außenminister Garcia-Margallo:

„Spanien erfüllt den Euro-Stabilitätspakt in allen Punkten. Nach meiner Einschätzung wird von uns aber zu viel verlangt. Möglicherweise müssen wir abspecken, aber niemand kann nach einer solchen Hungerkur von uns verlangen, einen Marathon zu laufen.“

Wachstum statt Erschöpfung

Der spanische Außenminister will am Wochenende bei einem Treffen in Galicien den deutschen Finanzminister Schäuble davon überzeugen, dass den europäischen Schuldnerländern nach der aufgebrummten Diät ein Kollaps durch Erschöpfung droht. Auch Spanien rüttelt am Fiskalpakt, der Ruf nach einem von Deutschland angeführten Wachstumsprogramm wird im Süden Europas lauter.