US-Studien-Antrag als Ausweg

Peking stellt Chen Ausreise in Aussicht

Nach zähem Ringen könnte der chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng bald aus China ausreisen. Chinas Regierung hat Chen in Aussicht gestellt, im Ausland studieren zu können. Er könne wie jeder andere die betreffenden Verfahren mit den Behörden durchlaufen, so ein Sprecher.

Mittagsjournal, 4.5.2012

Aus Peking,

"Ich bin in ernster Gefahr"

In einem Hilferuf hatte Chen Guangcheng am Mittag Ortszeit vom Hospital um Schutz für seine Familie gebeten. "Ich bin in ernster Gefahr", sagte der 40-Jährige am Telefon mehreren Nachrichtenagenturen in Peking. Aufgeregt und verängstigt berichtete Chen, dass er im Krankenhaus von US-Vertretern isoliert werde.
Er könne seit zwei Tagen nicht mit amerikanischen Diplomaten zusammentreffen, so der Bürgerrechtler. "Sie versuchen, ins Krankenhaus zu kommen, aber werden nicht reingelassen." Chen bekräftigte seinen Wunsch, in die USA ausreisen, aber nicht Asyl beantragen zu wollen.

Studium im Ausland möglich

Gut zwei Stunden später demonstrierte das chinesische Außenministerium Entgegenkommen: "Chen Guangcheng ist jetzt zur Behandlung im Krankenhaus", sagte ein Regierungssprecher Liu Weimin. Er könne als chinesischer Staatsbürger, der im Ausland studieren will, wie jeder andere die betreffenden Verfahren mit den Behörden durch normale Kanäle durchlaufen.

Offenbar will Peking die diplomatische Krise entschärfen, zu der sich der Umgang mit dem Bürgerrechtler entwickelt hat. Diese Krise setzt auch US-Präsident Barack Obama im US-Wahlkampf unter Druck.

Sorge um Sicherheit

In der Nacht hatte der Bürgerrechtler schon telefonisch bei einer US-Kongressanhörung betont, in die USA reisen zu wollen. Er wolle Clinton in Peking treffen, sagte Chen Guangcheng dabei. "Ich hoffe, von ihr mehr Hilfe zu bekommen. Ich möchte ihr zudem persönlich danken."

Der Bürgerrechtler hatte seinen Sinneswandel, doch aus China ausreisen zu wollen, mit Sorgen um seine Sicherheit begründet. Seine Frau sei massiven Drohungen ausgesetzt und seine Familie als Druckmittel benutzt worden, damit er die US-Botschaft verlasse.

Gewalt gegen Chens Anhänger

Unterdessen ging die chinesische Polizei weiterhin hart gegen Unterstützer Chens vor. Wie Anhänger und Verwandte Chens am Freitag erklärten, wurden zwei Unterstützer von Beamten geschlagen, nachdem sie sich vor dem Krankenhaus versammelt hatten. Der Menschenrechtsanwalt Jiang Tianyong wurde nach Angaben seiner Frau so schwer verletzt, dass er fast taub sei.

Seit Chens spektakulärer Flucht aus dem Hausarrest wurden bereits mehrere seiner Unterstützer festgenommen, darunter sein Bruder sowie eine Fluchthelferin.

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