Ukraine betreibt Schadensbegrenzung
Timoschenko in Spital verlegt
Die inhaftierte ukrainische Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko ist nach drei Wochen Hungerstreik vom Gefängnis in ein Krankenhaus gebracht worden. Es scheint, als wäre die Regierung in Kiew um Schadensbegrenzung bemüht, nicht zuletzt wegen der Fußball-Europameisterschaft, die in vier Wochen beginnt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.5.2012
Begleitet von deutschem Arzt
In den Morgenstunden wurde Timoschenko nach mehrmaligem Aufschub aus ihrer Gefängniszelle in Charkiw in Begleitung des deutschen Neurologen Lutz Harms in ein örtliches Krankenhaus verlegt. Sie soll an starken Rückenschmerzen leiden und sich kaum noch bewegen können. Aus Protest gegen ihre Haftbedingungen befindet sich die Politikerin seit fast drei Wochen in einem Hungerstreik. Diesen will Timoschenko nach Angaben ihrer Tochter nach der Verlegung ins Krankenhaus beenden.
Janukowitsch unter Druck
Wegen des Falles ist das Co-Gastgeberland der Fußball-Europameisterschaft 2012 scharfer internationaler Kritik und Boykottdrohungen ausgesetzt. Beobachter werfen Staatspräsident Viktor Janukowitsch vor, seine politische Rivalin aus Rache ins Gefängnis gebracht zu haben. Erst am Dienstag musste Janukowitsch den in wenigen Tagen geplanten Gipfel mittel- und osteuropäischer Präsidenten in Jalta absagen. Aus Protest hätten zu viele Amtskollegen aus dem Ausland ihre Teilnahme abgesagt, unter ihnen auch Bundespräsident Heinz Fischer.
Mittagsjournal, 9.5.2012
Hubert Arnim-Ellissen im Gespräch mit Karin Koller in Kiew
Timoschenko wird weitermachen
Julia Timoschenko wird wohl mit allen Mitteln für ihre Freilassung weiterkämpfen. Auch sie dürfte wissen, dass die Gelegenheit nie wieder so gut sein wird wie jetzt, wenn die Ukraine im internationalen Scheinwerferlicht steht.
Die ukranische Opposition hingegen steht vor einem Dilemma. Sie findet zwar Unterstützung in der Bevölkerung, besteht aber aus vielen zerstrittenen Fraktionen, die sich nicht einigen können. Genau dieses Dilemma kommt Janukowitsch zugute, um weiter an der Macht zu bleiben.