Greenpeace hat keine großen Hoffnungen

Klimakonferenz "Rio+20"

Vor 20 Jahren hat in Rio de Janeiro eine der bis heute wichtigsten Klima-Konferenzen stattgefunden. Organisiert von den Vereinten Nationen ist das Treffen auch als "Erdgipfel" bekannt geworden. Im Zentrum stand die Frage, wie Wirtschaft und ökologische Nachhaltigkeit vereint werden können. Die Fragen haben auch vor der Neuauflage der Konferenz nichts an Aktualität verloren.

Mittagsjournal, 9.5.2012

Nachhaltigkeit weiter unbeantwortet

In einem Monat findet die Neuauflage der Konferenz statt. Unter dem Titel "Rio+20" kommen erneut Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer der Vereinten Nationen mit Experten und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Unbeantwortet bleibt weiterhin das Thema Nachhaltigkeit, so Kumi Naidoo, Vorsitzender von Greenpeace International.

"Es sieht nicht gut aus"

Kumi Naidoo, Vorsitzender von Greenpeace International, ist Idealist und er ist Optimist. Das muss man wohl auch sein, wenn man eine der größten und bekanntesten Umweltschutz-Organisationen der Welt leitet. Verblendet ist der Südafrikaner aber nicht - und daher sieht Naidoo die große Gefahr, dass die Konferenz in Rio ergebnislos scheitern könnte: „Es sieht nicht gut aus. Die dominanten Länder haben zu wenig Ehrgeiz und zeigen zu wenig Führungsstärke. Auf der anderen Seite hungern die Entwicklungsländer nach Fortschritten in Rio - denn sie leiden am meisten unter den Klima-Veränderungen. Jetzt gerade finden die informellen Vorgespräche in New York statt. Und was man so hört, blockieren die USA, Kanada und Japan jegliche ehrgeizige Maßnahmen.“

Zeit drängt

Eines sei klar: Klimatische Veränderungen sind laut Naidoo in einigen Regionen schon nicht mehr aufzuhalten - und daher dränge die Zeit: „Wir haben Zeit verloren und für einige Regionen dieser Welt - die Inselstaaten und Darfur zum Beispiel - ist es schon zu spät. Aber im Großteil der Welt könnten wir noch nachhaltige Maßnahmen setzen. Verändern werden wir uns sowieso: Entweder indem wir diese Veränderungen selbst gestalten oder indem wir durch Umwelt-Desaster dazu gezwungen werden.“

Und mit Desaster meine er nicht einzelne Umweltkatastrophen, sondern den Zusammenbruch der Landwirtschaft, der Wasserversorgung, der Nahrungsversorgung.

Schwerpunkte: Ozeane und Wald

Naidoo stellt also allen die Rute ins Fenster und bedient sich dabei regelrechter Horror-Szenarien. Immerhin liefert er drei konkrete Punkte, die die Nachhaltigkeits-Konferenz in Rio zustande bringen müsste - um auch in seinen Augen als erfolgreich zu gelten: „Rio+20 wäre ein Schritt in die richtige Richtung, wenn wir zumindest einen klaren Plan zur Sicherung der Ozeane erstellen. 40 Prozent der Weltmeere sollten zu geschützten Zonen erklärt werden, damit sich die Meere regenerieren können. Außerdem brauchen wir konkrete Schritte in Bezug auf den Wald-Schutz und drittens müssen wir sehen, dass die Klima-Verhandlungen angespornt werden. Da geht es derzeit zu langsam voran.“

Maßnahmen dienen allen

Neu sind Naidoos Argumente nicht. Und auch die Horror-Szenarien scheinen mittlerweile ihren Schrecken verloren zu haben. Wie also will er - Naidoo - es schaffen, Entscheidungsträger, Unternehmer, und die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass in Rio die Zeit zum Handeln ist? „Stellen Sie sich vor, wir würden jetzt Maßnahmen setzen und die Emissionen nachhaltig senken. Dann stellt sich heraus: Der Klima-Wandel ist ein großer Scherz. Das Ergebnis wäre das gleiche: Reinere Luft, reineres Wasser, nachhaltigere und in der Zukunft billigere Energie. Also auch wenn der Klimawandel keine Bedrohung sein sollte: Maßnahmen dagegen wären trotzdem der richtige Weg, weil die gesamte Gesellschaft davon profitieren würde.“

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