Dutzende Tote, Täter noch unbekannt

Damaskus: Gezielter Bombenanschlag

In der syrischen Hauptstadt Damaskus sind bei zwei Bombenanschlägen mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen. Es waren die schwersten Anschläge in Syrien seit Beginn des Aufstands vor mehr als einem Jahr. Das Staatsfernsehen spricht von Terroristen, die Opposition macht die Regierung verantwortlich.

Mittagsjournal, 10.5.2012

Zwei Detonationen in Hauptverkehrszeit

Die Anschläge ereigneten sich in der Früh, als Berufstätige auf dem Weg zur Arbeit und Kinder auf dem Weg zur Schule waren. Fernsehaufnahmen zeigen dutzende ausgebrannte Fahrzeuge an einer Autostraße.

Der syrische Journalist Alaa Ibrahim hat mit Verwundeten, die ins Spital gebracht wurden, gesprochen und erfahren, dass es zwei Explosionen waren: "Eine schwächere zuerst, offenbar um möglichst viele Sicherheitsleute und Passanten anzulocken. Dann folgte eine starke, die wohl die meisten Opfer forderte."

Anti-Terroreinheit war Ziel

Das Gebäude, auf das der Anschlag am Stadtrand von Damaskus zielte, war der Sitz der staatlichen Anti-Terroreinheit und angeblich ein berüchtigtes geheimes Verhörzentrum. Ibrahim beschreibt es als zehnstöckiges Haus, das jetzt total ruiniert ist: "Die Zerstörung ist unglaublich, es ist nicht mehr zu gebrauchen. Ein angrenzendes Gebäude, es gehört auch dem Sicherheitsapparat, ist auch zerstört."

Wie immer bei ähnlichen Anschlägen beschuldigen sich Regime und Opposition gegenseitig. Für das Regime ist es das Werk der Terror-Banden, die Syrien seit Monaten im Würgegriff hätten. Die Opposition sieht in dem Anschlag eine zynische Tat des Systems mit dem Ziel, die Regimegegner zu diskreditieren. Wer auch immer hinter der Tat steht, er verfolgte die Absicht, kurz vor acht Uhr früh, in der Hauptverkehrszeit, ein möglichst großes Blutbad anzurichten.

Anschläge mit hochwertigen Waffen

Seit Beginn der Revolte in Syrien hat es in Damaskus und anderen Städten wiederholt Anschläge gegeben, aber der heutige übertrifft offenbar alles bisher Passierte. Experten beobachten, dass in Syrien zunehmend hochwertige Waffentechnik auftaucht. Ein Anschlag auf den heute betroffenen Militärkomplex, erklären Experten, erfordere viel Organisation, hochwertige Mittel, Ortskenntnisse und Zugang.