Mark Zuckerberg und sein Verhältnis zur Öffentlichkeit

Der schüchterne Facebook-Chef

Vor acht Jahren hat Mark Zuckerberg damit begonnen, sein soziales Netzwerk Facebook aufzubauen. Heute zählt es 800 Millionen Nutzer, diese Woche steht der Börsengang an. Besonders sympathisch wirkt der 28-jährige Gründer und Multimilliardär nicht: Während er Millionen Menschen dazu bringt, ihr Privatleben ins Internet zu stellen, gibt er sich selbst sehr zugeknöpft.

Mittagsjournal, 14.5.2012

Kapuzenjacke als Firmenuniform

Multi-Milliardär, Millionen Freunde und 28 Jahre alt: Das ist Mark Zuckerberg. Äußerlich pflegt der Facebook Erfinder das Image des amerikanischen College Boys, alles ganz normal, alles easy und cool. Seine Kapuzenjacke ist zur Firmenuniform geworden, Interviews gibt Mark Zuckerberg auch in Turnhosen, während seine Mitarbeiter im Hintergrund ein Fass Bier öffnen und sich im Kopfstand üben - alles richtig locker eben.

In Interviews zugeknöpft

In jedem Interview kommt früher oder später dieser Satz: "Teil unserer Mission ist es Menschen miteinander zu verbinden. Und wir sind stolz, dass 800 Millionen weltweit Facebook verwenden." Dieser Satz kommt glatt und professionell. Doch wann immer ein Interviewer tiefer graben oder auf höherer Ebene Erhellendes mit Mark Zuckerberg bereden will, misslingt das. So heißt es auf die Frage wie der Erfolg von Facebook sein Leben verändert habe nur: "Ich habe ein einfaches Leben, verbringe viel Zeit mit meiner Freundin und dem Hund. In der Wohnung sind nur wenig Möbel, alles einfach eben."

Gesellschaftsmagazine berichten, dass Mark Zuckerberg Mandarin lernt und mit seiner langjährigen Freundin Priscilla Chan nach China reisen will. Dass er einmal gesagt habe, er träume von einem eigenen Privat-Jet, das weist Zuckerberg zurück. Auch die Frage nach dem persönlichen Einkommen will er nicht beantworten.

Zuckerberg fühlt sich missverstanden

Der Hollywood Film über Facebook und Zuckerberg zeigt den Sohn einer Psychologin und eines Zahnarztes wenig schmeichelhaft als verklemmten Computer-Fan, der mit Weggefährten und den Ideen anderer im Konfliktfall wenig zimperlich verfährt. "Im Film schaut es so aus, als ob ich Facebook nur erfunden hätte, um Mädchen zu beeindrucken. Die scheinen nicht begreifen zu können, dass es mir darum geht etwas aufzubauen", sagt Zuckerberg.

Öffentliche Auftritte sind nicht seine Sache

Auf dem Weg zur Börse in New York, umgeben von anzugtragenden Anwälten, sticht der junge Multimilliardär mit seiner Kapuzenjacke aus der Gruppe heraus. Er scheint sich nicht wohlzufühlen, wenn hunderte Kameras auf ihn gerichtet sind. Große Auftritte, Posen und Parolen in der Öffentlichkeit sind nicht das seine. Apple-Gründer Steve Jobs oder Google-Manager Eric Schmidt wussten und wissen als Visionäre zu beeindrucken - das versucht Mark Zuckerberg erst gar nicht.

"Bedeutung der sozialen Medien überbewertet"

Auch als Revolutionär will er sich nicht sehen, die Rolle seines Netzwerks Facebooks als Kommunikations-Plattform im arabischen Frühling spielt er herunter: "Meiner Meinung nach wird da die Bedeutung der sozialen Medien aufgeblasen. Wenn Leute einen Wandel wollen, finden sie ihren Weg."

"Datenschutz nicht mehr zeitgemäß"

Datenschützer werfen Facebook immer wieder vor wenig bis keine Rücksicht auf die Privatsphäre der Netzwerk-Benützer zu nehmen - da räumt Mark Zuckerberg auch Fehler ein. "Wir haben sicherlich Fehler gemacht." Zuvor soll er allerdings auch schon erklärt haben, dass Datenschutz heutzutage nicht mehr wirklich zeitgemäß sei. Ein Kontrast zur eigenen Zurückhaltung in der Öffentlichkeit.

Widersprüchliches Bild

So bleibt das seltsam widersprüchliche Bild eines Mark Zuckerberg, der irgendwie vom bahnbrechenden Erfolg seiner eigenen Erfindung überrascht zu sein scheint. Aber allen kann man es ja nie recht machen, vor allem nicht wenn man so viele Millionen Freunde hat.

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