Korruptionsvorwürfe erhärtet

Telekom: Heiße Hauptversammlung

Bei der Hauptversammlung der Telekom Austria drehen sich die meisten Fragen um die Vergangenheit, um die Aufarbeitung der diversen Korruptions- und Manipulationsvorwürfe, über die die Prüfer der deutschen Firma BDO einen Bericht vorgelegt haben. Aus ihrer Sicht haben sich die Hinweise auf strafbare Handlungen erhärtet.

Abendjournal, 23.5.2012

Von der Hauptversammlung der Telekom berichtet

Verdacht erhärtet

Sieben Monate lang haben die Prüfer analysiert und rekonstruiert. Durch mehr als 100.000 Mails haben sie sich gelesen, an die 150 Gespräche geführt. Die wichtigste Schlussfolgerung der Untersuchung: die Verdachtsmomente gegen ehemalige Vorstände und ehemalige leitende Angestellte hätten sich erhärtet. Es seien Handlungen gesetzt worden, die mit Vorsatz dem Unternehmen geschadet hätten. Neue Erkenntnisse gebe es kaum.

Scheinrechnungen und zu hohe Beraterhonorare

Auf mehreren Seiten listen die Prüfer auf, wo Anbieter bevorzugt worden seien, wo der Konzern zu teuer eingekauft habe, wo Leistungsnachweise fehlen würden. Das Ganze sei aber nicht systemimmanent gewesen, sondern punktuell und lediglich von wenigen betrieben worden, so die Prüfer. Sie führen auch an, dass auffallend oft deutlich zu hohe Beraterhonorare bezahlt worden sind. Es würden Scheinrechnungen über nicht erbrachte Leistungen vorliegen. Tiefergehende Untersuchungen ohne die Mittel eines Strafverfahrens seien nicht möglich gewesen fügen die Ermittler hinzu. Die Ergebnisse sollen nun in die juristische und politische Aufbereitung der Fälle einfließen.

Schaden: 29 Millionen Euro

In Summe ist der Telekom durch Korruption und Manipulation ein Schaden annähernd 29 Millionen Euro entstanden. Die monatelange Prüfung der diversen Vorwürfe durch die Firma BDO kostet die Telekom annähernd 1,4 Millionen Euro. Der zweite wichtige Punkt der Hauptversammlung steht noch aus – die Wahl des Aufsichtsrates. Er wird weitgehend bestätigt werden. Neu in das Kontrollgremium zieht Großaktionär Ronny Pecik ein. Zusammen mit seinem ägyptischen Partner hält er mehr als 20 Prozent der Anteile. Welche Pläne er mit der Telekom Austria verfolgt ist nach wie vor unklar.