Hungerkongress für landwirtschaftliche Förderung

Kleinbauern gegen Hunger

Die Förderung der Landwirtschaft gilt als der Schlüssel um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Die Landwirtschaft ist daher auch eines der zentralen Themen auf dem aktuellen Kongress zur "Zukunft ohne Hunger", der in Wien unter der Führung der kirchlichen Organisation Caritas stattfindet.

Morgenjournal 2.6.2012

Weniger Geld für Landwirtschaft

Es ist eine unschlagbar simple Logik: Zum Essen braucht man Lebensmittel und die werden vor allem von Bauern produziert. Trotzdem hat die Internationale Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger Geld für die Landwirtschaft zur Verfügung gestellt, sagt Michael Hauser, Landwirtschafts-Experte der Universität für Bodenkultur: "Die Ausgaben für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sind von 20 Prozent in den siebziger Jahren, auf unter vier Prozent Anfang 2000 zurückgegangen," zeigt Hauser auf.

Problem Klimawandel

Das bestätigt Kristalina Georgieva. Die EU-Kommissarin für internationale Zusammenarbeit sagt, dass die Landwirtschaft viel zu lange keine Priorität der Europäischen Union war. Das habe aber auch Gründe, erklärt die EU-Kommissarin: "Heute müssen wir mit den Folgen des Klimawandels fertig werden. Und die treffen die armen Länder am schwersten. Außerdem wächst der Mittelstand in den Schwellenländern, das war vor zehn Jahren auch noch anders. Dieser Mittelstand isst anders und braucht mehr Lebensmittel. Das setzt die Nahrungsmittel-Märkte weiter unter Druck," sagt Georgieva.

Schulbildung durch Landwirtschaft

Vor allem seit der weltweiten Nahrungskrise vor vier Jahren hat ein Wandel eingesetzt. Die Förderungen für die Landwirtschaft steigen wieder.
Und das ist wichtig, betont Experte Hauser. Denn Bauern produzieren nicht nur Lebensmittel: "Landwirtschaft, die Überschüsse produziert, kann diese auf Märkte bringen, wenn die Märkte funktionieren und die Preise stimmen. Dieses Einkommen ist essentiell für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, weil sich dadurch medizinische Versorgung, Mobilität und Schulbildung leisten können," sagt Michael Hauser. Fragt sich nur wofür die Abermillionen an Geldern denn verwendet werden müssen, damit sie der Landwirtschaft in Hunger-Regionen zu Gute kommen. Die Bauern müssen weniger abhängig von Importen werden, sagt Hauser. Sie müssen ihre Düngemittel selbst produzieren können. Außerdem brauche es Ausbildungs-Möglichkeiten. Bauern pflügen, ackern und säen derzeit mit dem Wissen, das ihnen vererbt wird. So entwickeln sie die Landwirtschaft nicht weiter.

Neue Bewässerungssysteme

Laut Hauser muss man die Bauern in den ärmsten Regionen vor allem auch gegen den Klimawandel wetterfest machen. Es brauche Nutzpflanzen, die sich besser an den Klimawandel anpassen können. "Außerdem muss das Bewässerungssystem ausgebaut werden. Nur zwischen fünf und sieben Prozent, der potenziell bewässerbaren Flächen in Afrika, wird bewässert. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Damit sich die Menschen auf Regen oder Trockenheit einstellen könnten, sollten auch die Wetterdienste ausgebaut werden," schlägt Hauser vor. Ansetzen könnte man also an mehreren Punkten. Damit die Gelder nicht versickern, müssen aber auch die betroffenen Länder mithelfen, nicht zuletzt durch verlässliche Politik.