Defekte Silikonkissen

Brustimplantate: 70 Klagen aus Österreich

Auch in Österreich haben sich einige hundert Frauen gemeldet, die von den schadhaften Brustimplantaten der Firma PIP betroffen sind. Siebzig davon haben sich einer Sammelintervention des Vereins für Konsumenteninformation angeschlossen.

Mittagsjournal, 5.6.2012

Brustimplantate sind im Normalfall kein öffentliches Gesprächsthema - die minderwertigen Produkte der Firma PIP seit Monaten allerdings schon: Hunderttausende Frauen haben diese Implantate weltweit bekommen - teils aus therapeutischen Gründen nach Krebsoperationen, teils einfach aus ästhetischen Gründen fürs Selbstvertrauen. Seit Monaten weiß man jetzt, dass die Firma PIP kein medizinisches Silikon verwendet hat, sondern Billig-Gel, das eigentlich für die Industrie verwendet wird. Auch in Österreich haben sich einige hundert Frauen gemeldet, die davon betroffen sind. Siebzig davon haben sich einer Sammelintervention des Vereins für Konsumenteninformation angeschlossen. Der VKI hat drei Fälle ausgewählt, mit denen er bespielhaft gegen die Haftpflichtversicherung des PIP-Herstellers in Frankreich vor Gericht ziehen will.

Ursprünglich von EU zugelassen

Marie-Claude Putier ist 46 Jahre alt. Sie hat die Brustoperation aus medizinischen Gründen durchführen lassen. Durchgeführt wurde die Operation in Österreich. Die Entscheidung für das PIP-Implantat fällte sie zusammen mit ihrem Arzt.

Das PIP-Implantat war dank eines EU-Zertifikats in allen 27 Mitgliedstaaten zulässig. Billiger als andere Implantate war es übrigens nicht. Für die Ärzte, die die Operationen durchführten bestand also kein Grund, dieses Implantat nicht zu verwenden. Als sich herausstellte, dass das Produkt schadhaft ist, hat sich der Arzt von Frau Putier sofort bereit erklärt, dass Implantat gratis zu ersetzen.

Gratisrückoperation abgelehnt

Das Glück hat die 33-jährige Petra Strohmaier nicht. Sie hat ihre Brustoperation 2006 in Brünn in Tschechien durchführen lassen. Sie hat sich größere Brüste gewünscht. Jetzt würde sie die Implantate gerne entfernen lassen, vor allem, weil eines beschädigt ist. Frau Strohmaier lebt mit der Ungewissheit, ob das Silikon ihrem Körper schadet.

Die Operation kann sie sich nicht leisten, und gratis will sie in Tschechien niemand operieren. Beide Frauen betrachten sich als Geschädigte durch den Betrug der Firma PIP. Und Schadenersatz wäre nur gerechtfertigt, erklärt Marie-Claude Putier, warum sie sich entschlossen hat, die Musterklage des VKI zu unterstützen.

Klage in Frankreich

Der VKI wird Mitte Juni die Klage gegen die Haftpflichtversicherung von PIP in Frankreich einbringen. Die EU hat im Zuge des Skandals um die PIP-Brustimplantate strengere Kontrollen für Medizinprodukte angekündigt. In Österreich ist zum Thema Schönheitsoperationen ein konkretes Gesetz in Planung. Darin sollen Maßnahmen für mehr Qualität bei diesen Operationen enthalten sein.