Sinnvoll Bauen: Überlegungen zur Nachhaltigkeit

Auch wenn Umweltschützer beim Gipfel in Rio, der vor einigen Tagen zu Ende ging, von einem kolossalen Scheitern sprechen: Im Alltag geht das Ringen um Nachhaltigkeit weiter. Im energieeffizienten Einfamilienhausbau etwa oder in der Stadtplanung, der die Speckgürtel rund um Städte wie Wien und Graz mit ihrem gewaltigen Verkehrsaufkommen ein Dorn im Auge sind.

Im energieeffizienten Einfamilienhausbau etwa oder in der Stadtplanung, der die Speckgürtel rund um Städte wie Wien und Graz mit ihrem gewaltigen Verkehrsaufkommen ein Dorn im Auge sind. Neben der ökologischen Nachhaltigkeit ist hier die soziale Nachhaltigkeit ein großes Thema. Denn es droht die Verslumung der Speckgürtel.

Angesichts steigender Energiepreise zahlt es sich aus, in energieeffiziente Bauweisen und in kurze Wege zu investieren. Die alte Formel: Bauen mit Hilfe der Nachbarn am eigenen Acker ist nicht mehr die kostengünstigste Lösung. Im Gegenteil: oft sind diese Häuser - nach einer Scheidung etwa - gar nicht mehr verkäuflich. Und die Hausherren bleiben auf den Schulden sitzen. Um die Abkehr von entlegenen Baugrundstücken politisch zu steuern, findet Peter Holzer, der Leiter des Departments Bauen und Umwelt an der Universität Krems, als radikale Maßnahme sogar die Abschaffung der Pendlerpauschale sinnvoll.

Wenn man Wohnen und Arbeiten räumlich wieder zusammenbringt, entstehen wieder lokale Wirtschaftsstrukturen. Siedlungen müssen verdichtet und entschleunigt werden, fußläufige Wege den Alltag bestimmen. Das kommt nicht nur Familien mit Kleinkindern zugute, die im zentrumsnahen Mehrfamilienhaus die Taxidienste für ihre Kinder reduzieren können, sondern auch der immer älter werdenden Gesellschaft. Volker Dienst, der niederösterreichische Gemeinden in ihrer Bautätigkeit berät, spricht von einer drohenden Verslumung entlegener Streusiedlungen.

Die Kleinfamilie hinter Thujenhecken hält Volker Dienst für eine überholte Lebensform, die sich seit den 50er Jahren von der Werbung heftig propagiert, hartnäckig als Traumbild hält. Ein weiterer Grund, warum sich das Einfamilienhaus als beliebteste Wohnform hält: im ländlichen Bereich gibt es kaum Alternativen.

Was fehlt, ist eine Förderung von Pilotprojekten. Dann kann es auch hierzulande den Durchbruch geben für zwei bis drei Familienhaus- Siedlungen, wie sie etwa in Bayern reißenden Absatz finden. Für eine Wohnform, in der die Menschen Zeit, Geld und Nerven sparen.

Morgenjournal, 27.6.2012