Fiat dank Chrysler positiv

Die Italiener kaufen wegen Wirtschaftskrise und Rezession viel weniger Autos. Der Fiat-Konzern bekommt das stark zu spüren und hält das nur aus, weil Fiat die Tochter Chrysler hat, und der geht es gut. Nur so konnte die Gruppe, also Fiat und Chrysler zusammen, bei ihrer Quartalsbilanz gestern positive Zahlen vorlegen.

Mittagsjournal, 1.8.2012

Erholung nicht in Sicht

Im Jänner 2009 - mitten in der US-Wirtschaftskrise - wandte sich die insolvente Automarke Chrysler in ihrer Not an Fiat. Zweieinhalb Jahre später ist es Chrysler, die Fiat über Wasser hält: Ohne Chrysler würde Fiat Verluste schreiben, sagt Firmenboss Marchionne bei einer Telefonkonferenz gestern in Turin. Die Autogruppe hat das zweite Quartal mit Gewinn abgeschlossen: eine Milliarde Euro bleiben - das Minus von 250 Millionen von Fiat eingerechnet. Das Problem ist Europa sagt der italienisch-kanadische Firmenchef, und Erholung sei nicht in Sicht: und wie wir schon gesagt haben analysieren wir Markt und unsere Aussichten und werden unsere Pläne bekannt geben. Mehr als die Schwäche des europäischen Marktes zu bekräftigen, kann ich jetzt nicht.

Wer hätte auf diese Umkehrung vorausgesehen, als Fiat Chrysler in der Pleite übernahm? Fast 62 Prozent hält der Konzern inzwischen an Chrysler. Dank Fiat-Technologie und einer starken Nachfrage in den USA nach kleinen und sparsameren Autos boomt Chrysler und wird in der Gruppe immer stärker.

Fiat dagegen hat Probleme, auf dem italienischen UND europäischen Markt. An letzterem leiden alle europäischen Autohersteller. Aber dem Fiat-Konzern geht es besonders schlecht, da die Italiener traditionell seine Hauptabnehmer sind.

Autoverkauf bricht zusammen

Die hier überall spürbare Krise und exorbitant hohe Benzinpreise haben bewirkt, dass Fiat seit dem letzten Sommer ein Viertel weniger Autos verkauft hat: "Wir stecken in der Scheiße" hat es der für seine starken Sprüche bekannte Firmenboss Marchionne vor kurzem illustriert. Am europäischen Automarkt hält Fiat einen Anteil von nur noch 6 Prozent. Vor 20 Jahren waren es noch 13.

Als Marchionne vor kurzem VW vorwarf, mit seiner Rabattpolitik ein "Blutbad" auf dem Automarkt anzurichten, vermuteten viele hinter seinen Worten Neid auf den starken Korkurrenten, dem gelingt was Fiat nicht kann: in Asien und Südamerika Fuß zu fassen.

In Italien ist der kantige Sergio Marchionne nicht sehr beliebt. Fiat ist nach wie vor der größte private Arbeitgeber. Von fünf großen Produktionsstätten hat Marchionne eine bereits geschlossen. Eine zweite könnte folgen. Der Widerstand gegen Marchionne, der hier gegen Gewerkschaften, Bürokratie und Politik amerikanische Spielregeln durchsetzen möchte, ist groß. Die Börsen haben die Quartalsbilanz der Fiat-Chrysler-Gruppe mit einem Minus quittiert. Ob es Marchionne gelingt, Fiat aus dem Sumpf zu holen, steht eben noch in den Sternen.

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