Sportförderung: Alle gegen Darabos
Nach dem enttäuschenden Abschneiden der österreichischen Olympia-Sportler in London hofft Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) auf Rückenwind für sein Vorhaben, die Sportförderung auf völlig neue Beine zu stellen. Mit seinen Aussagen noch während der Olympischen Spiele wie "österreichische Olympiatouristen" hat Darabos freilich Gegenwind erzeugt - um nicht zu sagen einen Sturm der Entrüstung, auch in der eigenen Partei.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.8.2012
"Reformverweigerer im österreichischen Sport"
Von seiner Kritik an den österreichischen Sportlern noch während der Spiele in London ist Sportminister Norbert Darabos ein wenig abgerückt. Unbedacht sei das gewesen, von Olympia-Touristen zu sprechen, so Darabos heute früh im Ö3-Interview. Um sich dann auch noch mit den Sportfunktionären - die wichtigsten kommen aus seiner eigenen Partei, der SPÖ - anzulegen. Darabos: "Ich versuche zwei Jahren, dies Gesetz auf neue Beine zu stellen. Aber es gibt sehr viele Reformverweigerer im österreichischen Sport."
Kritik in eigenen Reihen
SPÖ-Sportsprecher Hermann Krist empört sich über diese Aussage von Parteifreund Darabos: "Es ist nicht in Ordnung, wenn nur Sportfunktionäre als Bremser hinstellt werden, ganz im Gegenteil. Da ist großes Bemühen vorhanden, natürlich auch Angst, logisch, wenn ich etwas verändere. Wenn ich von Geld rede, hat jeder die Befürchtung, dass er was verliert."
Und auch inhaltlich schießt der SPÖ-Sportsprecher gegen den SPÖ-Sportminister: "Es wäre auch spannend zu wissen, was man mit 'prime sport' meint. Ich kenne auch keine Sportstättenplan, der in die Zukunft schaut."
Aufgebrachter Koalitionspartner
Harte Worte aus den eigenen Reihen. Aber auch der Koalitionspartner ist mit Darabos, der in Zukunft nach dem australischen Modell nur noch bestimmte Sportarten gezielt fördern und weg vom Gießkannenprinzip will, sehr unzufrieden. ÖVP-Sportsprecher Johannes Schmuckenschlager fühlt sich übergangen: Von der "Geheimakte Rio 16" habe er bis zu den Berichten aus den Medien nichts gewusst. "Da stellt sich die Frage, was noch alles in den Schubladen des Ministeriums liegt."
Zumal der ÖVP-Abgeordnete dem Minister inhaltlich nicht folgen kann und will: So zeige das von Darabos immer wieder zitierte Beispiel Australien, dass deren Modell auf lange Sicht auch nicht die führende Rolle im Medaillenspiegel sichern könne.
Rücktrittsaufforderung durch BZÖ
Rücktrittsaufforderung durch BZÖ
Darabos hat mit seinen Aussagen auch FPÖ und BZÖ gegen sich aufgebracht. BZÖ-Sportsprecher Peter Westenthaler: "Jetzt putzt er sich an den Sportlern ab, beschimpft sie, und meint, alle anderen seien schuld. In Wahrheit ist Darabos als Nebenerwerbs-Sportminister gescheitert und sollte abtreten." Der BZÖ-Politiker schlägt vor, die ÖSV-Legende Toni Innauer mit der Umsetzung der neuen Sportförderung zu betrauen. So könne das Thema aus der Umklammerung der roten und schwarzen Sportverbände gelöst werden.
Rufe nach Transparenz
Ein Punkt, den auch FPÖ-Sportsprecher Herbert Kickl hervorhebt: die Parteipolitik und der Sport: "Daran scheitert's und das ist auch der Grund dafür, dass er dieses ganze Projekt nicht transparent angeht so wie wir uns das gewünscht hätten - im parlamentarischen Sportausschuss in einer offenen Diskussion unter Einbindung von Experten." Statt dessen komme Darabos nun mit einer "Geheimaktion unter der Tuchent" unter Druck.
Und das auch seitens der Grünen, die Darabos bisher eher wohlgesonnen waren. Sportsprecher Dieter Brosz: "Grundsätzlich haben wir Darabos dabei unterstützt, seine Vorgangsweise wird zunehmend indiskutabel. Die Kritik während der Olympischen Spiel hat einem Sportminister nicht zuzustehen." Man müsse endlich auf die Spitzensportler hören und im Parlament eine ausführliche Debatte haben, zu der die Kritiker eingeladen werden.
Um in der Sprache des Sports zu bleiben: Der Minister hat mit seinem Versuch, die Reform voranzutreiben, wohl mehr neue Hürden aufgebaut als welche übersprungen.