Syrien: "UNO-Abzug ändert nichts"

Seit gestern ist es fix, dass die UNO-Beobachtermission in Syrien nicht verlängert wird. Innerhalb einer Woche werden die verbliebenen Mitglieder des Teams das Land verlassen. An der aktuellen Situiation werde das aber nicht viel ändern, meint Kristin Helberg, langjährige Korrespondentin der ARD in Syrien.

Mittagsjournal, 17.8.2012

An Realität nichts geändert

Auch gestern und heute wieder das gleiche Bild in der hart umkämpften Stadt Aleppo: Schwere Artillerie schießt auch auf Wohnviertel. Jeden Tag gibt es rund 200 Tote. Die Stadt ist größtenteils zerstört - der Müll türmt sich überall. Die Zivilisten sitzen in der Falle und werden von beiden Seiten beschossen. In wenigen Tagen werden jetzt auch noch die UNO-Beobachter das Land verlassen. Kristin Helberg glaubt nicht, dass die Lage noch viel schlimmer werden kann. Denn die Beobachter hätten an der Realität in Syrien nicht viel geändert. Die Kämpfe hätten sich seit deren Eintreffen eher noch verstärkt. Alles was sie laut Helberg tun konnten: einzelne Verbrechen zu dokumentieren.

Sicher ist Kristin Helberg, dass es auch weiterhin kein Mandat des UN-Sicherheitsrates für ein militärisches Eingreifen geben wird. Auch nicht für eine Flugverbotszone. Denn Russland werde sich dagegen stellen. Andernfalls müsste es eingestehen, dass es im Sicherheitsrat falsch gelegen war.

Erbitterter Kampf bis zuletzt

Das Regime selbst, so Helberg, könne diesen Krieg nicht überstehen - aber noch sei es nicht am Ende: "Das kann noch Monate dauern." Es wird auch weiterhin viele Überläufer geben. Alle die jetzt die Seiten wechseln sein aber nicht überzeugte Revolutionäre - sondern versuchten nur mehr ihre Haut zu retten um dann auf der richtigen Seite zu stehen. Jene, die bleiben, würden aber umso verbitterter kämpfen, gibt sich die ehemalige Syrien Korrespondentin sicher - nämlich mit Assad um ihr eigenes Überleben im Falle eines Regimesturzes, weil sie die Gewalt zu verantworten hätten.

Chaos oder Demokratie?

Und was kann die Zukunft bringen? Wird Syrien nach dem Ende des Assad Regimes im Chaos versinken wie etwa der Irak? Diese Gefahr werde umso größer, je länge die Kämpfe andauern. Denn an sich wollten die Syrer mit ihren unterschiedlichen Ethnien und Konfessionen in demokratischen und friedlichen Verhältnissen zusammenleben. Und das müsse man unterstützen.

Von Seiten der UNO ist jedenfalls in absehbarer Zeit nicht viel zu erwarten. Aber das Verbindungsbüro in Damaskus bleibt - und damit hat die Weltgemeinschaft zumindest einen Fuß in der Tür.

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