Behinderung: Potenziale für Arbeitsmarkt nutzen

In den kommenden Jahren wird auf Österreich ein demografisches Ungleichgewicht zukommen. Dadurch ergibt sich auch ein Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt. Um dieses auszugleichen, soll unter anderem das vorhandene Potenzial von Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen besser genützt werden.

Mittagsjournal, 20.8.2012

In Zukunft zu wenige Arbeitskräfte

Die Bevölkerungsentwicklung in den nächsten Jahren wird dazu führen, dass es immer mehr ältere Menschen in Österreich gibt. Für Unternehmen bedeute das zunehmend Probleme, weil es überproportional viele ältere Arbeitnehmer geben werde, sagt Josef Kytir von der Statistik Austria: "Derzeit sind 800.000 Menschen in den Betrieben 50 Jahre alt oder älter. Das sind zwanzig Prozent der arbeitenden Menschen. Für 2050 sagt die Prognose, dass dieser Wert auf 1,3 Millionen Menschen steigen wird und das wäre dann ein Anteil von dreißig Prozent."

Ältere Arbeitnehmer seien öfter krank, zudem könnten sie nicht mehr alle Arbeiten machen. Langfristig führe die Entwicklung dazu, dass es zu wenig Arbeitskräfte gebe. In Deutschland sei das bereits spürbar, sagt der Chef des Arbeitsmarktservice, Josef Kopf: "Wenn man nach Deutschland schaut, dann sieht man, dass sich die Veränderungen in der Demografie bereits am Arbeitsmarkt zeigen. Österreich ist aufgrund der starken Zuwanderung in den letzten Jahrzehnten etwas hinten, das heißt, wir haben das 'Glück' ein bisschen zuzuschauen, was in Deutschland wirkt und was nicht, um sich diesem Problem zu stellen."

750 Millionen Euro für integrative Maßnahmen

Als Maßnahmen, die einen drohenden Arbeitskräftemangel verhindern können, nennt Kopf vom AMS neben der Zuwanderung eine Hebung der Frauenbeschäftigungsquote, einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und Verbesserungen im Bildungssystem. Dazu müsse aber auch das vorhandene Potenzial an Menschen mit Behinderung besser genutzt werden, sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer von der SPÖ, weil das wertvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien, so wie alle anderen auch.

"Nur weil jemand durch ein Schicksal des Lebens in einem Rollstuhl sitzt, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie keine vollwertige Arbeitskraft sein kann. Ich habe bei mir im Ministerium fünf Juristinnen und Juristen, die Rollstuhlfahrer sind, wo kein Mensch weiß, dass sie im Rollstuhl sitzen. Die Erledigung ihrer Aufgaben ist genauso wie bei jemandem, der nicht im Rollstuhl sitzt", so Hundstorfer. Bis 2016 wird das Sozialministerium insgesamt 750 Millionen Euro für integrative Arbeitsplatzmaßnahmen ausgeben, allein heuer sind es 160 Millionen Euro.

Umdenken in den Betrieben

Eine Organisation, die Behinderten hilft, ist Career Moves. Die Plattform unterstützt Menschen mit Behinderungen bei der Arbeitsplatz-Suche. Gregor Demblin, Mitbegründer von Career Moves: "Wir konnten seit unserem Beginn 3.000 Jobs für Menschen mit Behinderungen anbieten und haben somit die Anzahl der aktuellen Jobs seit 2009 verdreifacht."

In den letzten Jahren finde ein Umdenken statt. Es werde zunehmend geschaut, welche Fähigkeiten hat jemand für einen Job und nicht mehr, welche Behinderung habe jemand, so Demblin.