Ersatz für Zivildienst gefordert

Die geplante Volksbefragung zur Wehrpflicht hängt unmittelbar mit dem System des Zivildienstes zusammen. Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariterbund und Caritas beschäftigen einen Großteil der im Moment rund 13.000 Zivildiener. Die drei Organisationen fordern rasch ein Ersatzsystem für den Zivildienst.

Mittagsjournal, 29.8.2012

Jetzt über Ersatz nachdenken

Die Politik hat entschieden, das Volk in Sachen Heer zu befragen, jetzt müsse sie sich rasch auch mit den möglichen Konsequenzen auseinandersetzen. Ein Ende der Wehrpflicht bringe nämlich automatisch auch das Aus für den Zivildienst, sagt Caritas-Präsident Franz Küberl: Er fordert eine Debatte jetzt, "sonst wird nachher nichts sein, wie ich unsere Republik kenne."

Das sieht auch der Generalsekretär des Roten Kreuzes Werner Kerschbaum so. Er verweist auf die Expertise der großen Hilfsorganisationen und hofft, dass man darauf zurückgreift "und mit denen gemeinsam ein Lösungsmodell für die Zukunft diskutiert." Schließlich erwarte man von den Organisationen, dass sie weiterhin Leistungen zur Verfügung stellen.

Ausreichend Freiwillige

Und auch Reinhard Hundsmüller der Generalsekretär des Arbeitersamariterbundes fordert, dass möglichst rasch über einen Ersatz für den Zivildienst diskutiert wird. Ein erstes Model dafür hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) im Vorjahr vorgestellt, für ein freiwilliges Soziales Jahr könnte es rund 1.300 Euro im Monat geben, offen für Männer wie Frauen und jedes Alter. Ob damit die zur Zeit rund 13.000 Zivildiener ersetzt werden können, traut sich Hundsmüller nicht zu beurteilen: "Ungedeckte Wechsel auf die Zukunft auszustellen ist uns zu wenig. Wir brauchen Vereinbarungen und Modelle, die wir durchdiskutieren müssen." Und Hundsmüller glaubt, dass es teurer werden wird. Ob sich genügend Freiwillige finden können, hänge auch von der wirtschaftlichen Lage ab und es werde ein Stadt-Land-Gefälle geben.

Optimismus wegen Deutschland?

Dass sich in Deutschland seit der Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst vor etwas mehr als einem Jahr genügend freiwillige melden, obwohl auch dort zuvor das Gegenteil angenommen worden war, lässt der Generalsekretär des Arbeitersamariterbundes nicht gelten. Deutschland sei mit Österreich in diesem Punkt nicht vergleichbar. Positiver schätzt das Werner Kerschbaum vom Roten Kreuz ein, vorausgesetzt es gebe Überlegungen im Vorhinein und Pilotprojekte. Aber diese Modelle, müssten wie gesagt erst gefunden werden, sagt Kerschbaum, der ein großes Fragezeichen dahinter sieht, ob die 13.000 Zivildiener mit dem Hundstorfer-Modell ersetzt werden könnten.

Auch für Caritas-Präsident Küberl sind die vielen Freiwilligen, die sich in Deutschland gemeldet haben, ein positives Zeichen. Das zeigen, dass man die Flinte nicht ins Korn werfen dürfe, sondern dranbleiben müsse. Es sei für die Gesellschaft und freiwillige Arbeit insgesamt aber wichtig, möglichst alle der 13.000 Zivildiener zu ersetzen, und nicht nur einen Teil davon, wie die Regierung plant. Möglichst viele Freiwillige zu finden, werde jedenfalls eine sehr große Anstrengung, so Küberl.

Übersicht

  • Verteidigung