Sanktionen treffen Irans Wirtschaft

Die internationale Staatengemeinschaft belegt den Iran seit Jahren wegen seines Nuklearprogramms mit Sanktionen. Vor allem aus US-amerikanischer Sicht dient das Programm auch militärischen Zwecken. Die Sanktionen spürt mittlerweile auch die Bevölkerung - vor allem, weil die Wirtschaft des Landes stark getroffen wird. Das berichtet Österreichs Wirtschaftsdelegierte Michael Friedl, der vor kurzem aus dem Iran zurückgekehrt ist.

Mittagsjournal, 5.9.2012

Trifft die Bevölkerung

Die internationalen Sanktionen wegen des iranischen Nuklearprogramms sind erst im Juli erneut verschärft worden. Mittlerweile können sie auch von der Führung in Teheran nicht mehr verschwiegen werden, zu sehr merkt auch die Bevölkerung mittlerweile die Auswirkungen, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte Michael Friedl, der vor kurzem nach Wien zurückgekehrt ist: den Iran schwäche die zusätzlichen Öl-Import-Sanktionen seit Juli, den Druck der USA in Asien, weniger iranisches Öl zu importieren – das treffe das iranische Budget.

Mehr als 80 Prozent des iranischen Budgets kommen aus Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf. Diese Einnahmen fallen nun Großteils weg, was auch Folgen für die Wirtschaftspolitik hat. Der Präsident habe die Subventionen abgebaut, damit sind die Preise gestiegen. Die Preise für Lebensmittel und Benzin sind stark gestiegen, offiziell beträgt die Inflation 27 Prozent, inoffiziell jedoch fast 50 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist zudem stark gestiegen.

Wenig Schulden

Friedl nennt aber auch einen positiven Effekt der Sanktionen: die Verschuldungsquote sei gering, weil der Iran vom globalen Finanzmarkt ausgeschlossen sei. Vom Finanzmarkt ausgeschlossen zu sein, heißt auch, dass der Handel mit dem Iran viel schwieriger geworden ist, weil keine Bank die Geschäfte abwickelt. Grundsätzlich sei es aber möglich, im Rahmen der Sanktionen bestimmte Abschlüsse zu machen. Vor allem die meisten Waren aus Österreich seien nicht sanktioniert.

Handel auf Mindestniveau

Zwischen 600 und 700 österreichische Unternehmen sind derzeit an Geschäften mit dem Iran interessiert, rund 100 sowohl kleine als auch große machen das auch. Wer den Iran allerdings nicht als Hauptgeschäftspartner habe, lasse derzeit aber eher die Finger davon. Das sei schade, da das Land grundsätzlich interessant sei, so Friedl. Der Iran habe 75 Millionen vorwiegend junge Einwohner. Das Land sei hochindustrialisiert, habe viele Ressourcen und gut ausgebildete Menschen.

Langfristig ist der Iran laut Friedl daher ein Land, das man wirtschaftlich gesehen nicht links liegen lassen könne.