EZB fordert Euro-Länder zum Handeln auf

Die Europäische Zentralbank fordert die Euroländer zu raschem Handeln auf. Die Notenbank selbst habe bereits mehrfach ihren Teil dazu beigetragen, die Eurokrise einzudämmen. Nun müssen auch die Mitgliedsstaaten die politischen Projekte umsetzen. Diese Kritik wurde beim Treffen der EU-Finanzminister in Zypern deutlich, an dem auch Europas Notenbanker teilnehmen.

Morgenjournal, 15.9.2012

Erleichterung bei Finanzministern

Mario Draghi hat sein Versprechen gehalten. Der Präsident der Europäischen Zentralbank hat vor einigen Wochen in Aussicht gestellt, alles zu tun, um den Euro zu sichern. Vor gut einer Woche dann die Umsetzung - die Europäische Zentralbank erklärt, die teuren Staatsanleihen von Krisenländern aufzukaufen - gegen Auflagen. Doch schon diese Bereitschaft hat gewirkt. Die hohen Zinsen etwa von Italien und Spanien sind gefallen.

Erleichterung unter den Euro-Finanzministern in Nikosia: Pierre Moscovici, der französische Finanzminister sieht Licht am Ende des Tunnels, Maria Fekter spricht gar von einer Stabilisierung Europas. Mario Draghi, der gemeinsam mit Europas Notenbankern auch am Finanzministertreffen teilnimmt, hört das nicht gerne: "Wir haben erste Anzeichen einer normalen Situation, aber wir haben noch einen langen Weg zu gehen"

Politik gefordert

Noch deutlicher wird EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Assmussen: "Das ist kein Grund für Selbstzufriedenheit. Der Ball liegt jetzt im Feld der Regierungen - sie müssen ihre Reformen im eigenen Land und auf EU-Ebene jetzt umsetzen.“
Zumal die EZB bereits an die Grenzen des Erlaubten gegangen ist. Sie hätte sie gar überschritten, monieren Kritiker im Hintergrundgespräch mit Journalisten in Nikosia. Deshalb verlangen die EZB-Mitglieder, dass nun auch die Politik handeln müsse.

Nationalbankchef und EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny verlangt, dass nun die Euroländer zugesicherte Reformen umsetzen, zumal die Zentralbank mit ihrem jüngsten Ankaufprogramm weit an die Grenzen des Erlaubten geht. - Ein Arbeitsauftrag an die Finanzminister - und die werden heute, am zweiten Tag ihres Treffens schon erste Schritte setzen. Sie sollen die Vorschläge zur geplanten europäischen Bankenaufsicht diskutieren.