Türkei beschießt syrische Ziele

Der Bürgerkrieg in Syrien droht sich nun zu einem regionalen Konflikt auszuweiten. Nachdem bei einem Granatenangriff syrischer Soldaten auf das türkische Grenzgebiet fünf Menschen getötet wurden, ist die Türkei jetzt fest entschlossen, zurück zu schlagen.

Morgenjournal, 4.10.2012

Aus der Türkei,

Türkei schlägt zurück

Noch nie seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs war die Türkei so nahe dran, direkt in diesen Konflikt einzugreifen. Heute Vormittag soll das
Parlament in Ankara dem türkischen Militär die Vollmacht geben, die syrische Grenze zu überschreiten. Einen entsprechenden Antrag hat die
Regierung gestern Nacht in aller Eile beschlossen: „Das Fass ist übergelaufen“, sagte gestern der stellvertretende Ministerpräsident Bülent Arinc. „Wir sind ein souveränes Land. Wir wurden angegriffen und es hat dabei Tote gegeben. Wir werden uns entsprechend unseren internationalen Rechten zur Wehr setzen!“

Zu diesem Zeitpunkt hatte die türkische Armee bereits begonnen mit Artilleriegeschützen auf syrisches Territorium zu schießen – und zwar
auf jene syrischen Einheiten, die am Nachmittag mit Granatwerfern die türkische Grenzstadt Akcakale angegriffen hatten. Dabei waren
fünf Menschen getötet worden, darunter eine Frau mit ihren beiden Kindern.

Flüchtlingsproblem eskaliert

Und das war nicht die erste Attacke auf diese Gegend gewesen. Nachdem syrische Truppen in den letzten Tagen mehrmals türkisches Gebiet beschossen hatten, sind viele Bewohner der Provinz Sanliurfa bereits zu Verwandten ins Landesinnere geflüchtet. Die türkische Regierung steht unter Druck. Aufgebrachte Demonstranten haben vor dem Gouverneurssitz lautstark gefordert, dass das Leben ihrer Familien geschützt werde.

Dazu kommt die steigende Zahl von Flüchtlingen aus dem Nachbarland, die längst 80.000 überschritten hat. Seit Monaten wird in Ankara darüber nachgedacht, wie man diese Flüchtlinge wieder auf syrisches Territorium bringen und sie gleichzeitig vor den Assad-Truppen schützen könnte.

USA zögern weiter

Ohne Absprache mit ihren Nato-Partnern wird die Türkei allerdings wohl nicht in den Konflikt im Nachbarland eingreifen. Und zumindest bis gestern Nacht schienen die USA vor einer Intervention zurückzuschrecken. Die Situation nach dem syrischen Granatangriff auf die Türkei sei sehr ernst, sagte Außenministerin Hillary Clinton. Setzte aber dann fort mit einem Aufruf an die internationale Gemeinschaft, Assad zu überzeugen.

Doch der heutige Tag könnte nach Meinung türkischer Kommentatoren eine Wende bringen. Auch wenn niemand sich vorstellen will, welche Folgen eine solche Intervention haben könnte. Wie Assads Verbündete, vor allem der Iran und Russland, darauf reagieren. Und ob der Krieg der türkischen Armee gegen die kurdische PKK dann nicht vollends außer Kontrolle gerät.

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