Syrien: Türkei um Beruhigung bemüht
Die Türkei wolle keinen Krieg, sondern strebe nur Frieden und Sicherheit an, so Ministerpräsident Erdogan zu Befürchtungen, sein Land könne schon demnächst den syrischen Nachbarn angreifen. Ein wichtiger Grund, warum die Türkei vor einem Krieg zurückschreckt, hat auch mit den Minderheiten in der Türkei zu tun. Denn deren Meinungen zum Syrien-Konflikt sind sehr gespalten.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.10.2012
Aus dem türkisch-syrischen Grenzgebiet bei Sanliurfa berichtet
Syrische MInderheiten in Grenzregion
900 Kilometer lang ist die Grenze zwischen der Türkei und Syrien. Und der Krieg drüben auf der syrischen Seite wandert von einem Grenzabschnitt zum anderen. Zur Zeit sind es die Bewohner der Provinz Sanliurfa, die besonders hart getroffen werden. Die jüngsten Granatenangriffe auf die Kleinstadt Akcakale haben viele Bewohner in die Flucht getrieben. Die Menschen von Akcakale sprechen zu einem großen Teil Arabisch und haben in Syrien Verwandte. Und sie stehen überwiegend auf der Seite der syrischen Opposition.
Dilemma der Türkei
Auch die Bewohner der Grenzprovinz Hatay, weiter westlich, sprechen Arabisch. Auch sie haben drüben in Syrien Verwandte und Freunde. Aber anders anders als ihre türkischen Landsleute im weiter östlich gelegenen Sanliurfa sind die Menschen in Hatay in der Mehrzahl für Assad. Dieser Kontrast zeigt deutlich, in welchem Dilemma die Türkei seit Ausbruch des syrischen Krieges steckt. Und das spiegelt nur das Dilemma Syriens wider. Die türkischen Bewohner von Hatay sind überwiegend Alawiten, so wie Assad und der Großteil seines Militärs. Es stört die Alawiten von Hatay, dass in den letzten Monaten immer mehr sunnitische Flüchtlinge in ihre Provinz gekommen sind und von dort aus den Krieg gegen den syrischen Diktator führen.
Angst vor Eskalation in Türkei
In letzter Zeit kam es in Hatay sogar zu Demonstrationen gegen die syrischen Flüchtlinge. Die sunnitischen Muslime in Sanliurfa demonstrieren gegen die Übergriffe der syrischen Armee und fordern von ihrem Land eine härtere Gangart gegen Assad. Gegensätze, die sich bei einem direkten Eingreifen der Türkei in Syrien verschärfen würden. Das weiß auch die Regierung in Ankara. Dazu kommt die Ungewissheit, wie sich die kurdischen PKK-Kämpfer in einem solchen Fall verhalten werden.
So blieb Premierminister Erdogan nichts anderes übrig, als die direkten Drohungen gegen Syriens Armee wieder abzuschwächen. Zwar wurde das türkische Militär ermächtigt, im Fall des Falles in Syrien zu Intervenieren. Doch diesen Fall sieht noch nicht als gegeben an. Auch wenn die Menschen von Sanliurfa weiterhin Granaten aus Syrien fürchten müssen und ihre Nachbarn in Hatay weiterhin beunruhigt sind über den weiter anschwellenden Flüchtlingsstrom.
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