Virginia: Rauhes Pflaster für Obama
Einer der wahlentscheidenden Staaten ist Virginia an der Ostküste der USA. Vor vier Jahren hat Obama in der bisherigen Republikaner-Hochburg überraschend gewonnen. Viele ländliche Gebiete, die Marine-Basis in Norfolk - beste Voraussetzungen für die Republikaner. Und tatsächlich dürfte es Präsident Obama schwer haben, seinen Sieg in Virginia vor vier Jahren morgen zu wiederholen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 5.11.2012
Kein Demokraten-Pflaster
Eine kleine Tankstelle in Dayton, einer ruhigen abgelegenen Stadt weit im Westen des US-Bundesstaats Virginia. Ruhig ist es hier, nur selten halten Lastwagenfahrer auf ihrer Durchreise an. Die Leute hier haben große Trucks und breite Einfahrten, kleine Holzhäuschen und USA-Fahnen auf der Veranda. Es ist DAS Wahlkampfgebiet der Republikaner. Barack Obama ist hier ein rotes Tuch, auch für das Ehepaar Nancy und Wayne Stevens: Obama will dieses Land in eine sozialistische Nation umwandeln, er ist ein Diktator, der uns unsere Rechte wegnimmt. Ich bin Pensionistin, wissen Sie. Und wenn es nach Obama geht, gibt er mir irgendwann 5.000 Dollar und dann muss ich mich zum Sterben in eine Höhle zurückziehen. Ich werde Romney wählen, hauptsächlich weil ich Obama nicht leiden kann. Obama ist nicht einmal hier geboren, außerdem ist er Muslim. Haben Sie das nicht gewusst? Ich sage Ihnen, ich traue meiner eigenen Regierung nicht. Man lügt uns an. 2008 haben hier in Rockingham County fast 70% der Wähler republikanisch gewählt, das macht es zu einem „red county“ – einem tief republikanischen Bezirk, sagt Geoffrey Skelley, Politologe an der Universität von Virginia
Politische Ausgangslage verschoben
Außer 1964 und 2008 haben die Republikaner hier in Virginia jede einzelne Wahl gewonnen. 1964 hat Lyndon Johnson gewonnen und das war dann für 44 Jahre vorbei, bis 2008 Barack Obama gewonnen hat.
Mit seinen 13 Stimmen hat Virginia damals eine entscheidende Rolle für Obamas Sieg gespielt. Seitdem ist Virginia heiß umkämpfter Swing State, den beide Kandidaten dutzende Male besucht haben.
Das liegt auch daran, dass sich das politische Gleichgewicht in Virginia geändert hat, sagt der Politologe Skelley. Wir sehen große demographische Veränderungen, es gibt mehr Vielfalt. Die afroamerikanische, die hispanische und die asiatische Bevölkerungsgruppe, die statistisch gesehen eher demokratisch wählen, sind gewachsen. Außerdem sind in den vergangenen Jahren extrem viele Menschen in die Gebiete rund um Washington DC gezogen. Sie bringen haben neue politische Ideen nach Virginia gebracht und verdrängen langsam die traditionelle weiße, ländliche Wählerschaft der Republikaner. Das alles hat langfristig gesehen natürlich Einfluss auf den Wahlausgang in Virginia.
Aber auch unter der traditionellen Wählerschaft regt sich Unmut, ein Beispiel dafür ist Bob Oakes. Er wird diesmal Barack Obama wählen.
Seit 1980 habe ich jedes Mal die Republikaner gewählt, ohne Unterbrechung, aus voller Überzeugung. Der erste Demokrat, dem ich meine Stimme gegeben habe, war Obama vor vier Jahren. Mich schockieren die extremen Ansichten der Tea-Party. Und Mitt Romney ist nicht authentisch, wenn er etwas sagt, glaube ich es ihm nicht. Obama ist viel vertrauenswürdiger.
Dass Obama viele Menschen wie Bob für sich gewinnen kann, das bezweifelt der Politologe Skelley. Virginia, mit seinen Farmen, Bauunternehmen und Militärbasen, ist nicht jedes Mal für Überraschungen gut.