Rotes Kreuz: Bedenken gegen Sozialjahr

Das Rote Kreuz hat Bedenken gegen das von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) vorgestellte "freiwillige soziale Jahr", das den Zivildienst ersetzen soll. Rot-Kreuz-Generalsekretär Werner Kerschbaum kritisiert, dass eine "Gemeinwohl-Verpflichtung durch Lohnarbeit ersetzt" werde und dass die Neuregelung vor Einführung nicht getestet werden soll.

Morgenjournal, 16.11.2012

Der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum, im Gespräch mit Andrea Maiwald

Zuspruch vorher testen

Kerschbaum zeigt sich im Ö1-Interview skeptisch, dass die Zahl von 8.000 Freiwilligen tatsächlich reichen wird. "Wir haben derzeit 14.000 Zivildiener, das sind rund 10.000 Vollzeitäquivalente. Mit 8.000 Freiwilligen im sozialen Jahr ist man schon nahe dran an der Leistung, die derzeit Zivildiener erbringen. Da wird es gewisse Bereiche geben, wo jetzt Zivildiener ihren Dienst leisten und dann niemand mehr zur Verfügung stehen wird." Die große Unbekannte ist, ob tatsächlich 8.000 Freiwillige für das Sozialjahr zu finden sind, wie der Sozialminister in seinem Modell vorgesehen hat. Kerschbaum regt an, das in einem Pilotprojekt zu testen.

Bezahlung statt Verpflichtung

Dazu komme der "Generalvorbehalt" des Roten Kreuzes, wie Kerschbaum sagt: "Wir haben derzeit eine Gemeinwohl-Verpflichtung, eben Wehrpflicht oder Zivildienst, und jetzt wird diese Gemeinwohlverpflichtung durch ein Bezahl-Modell ersetzt. Wir halten das für keinen guten Dienst an einer Zivilgesellschaft, weil wir auch in Zukunft vermehrt Freiwillige brauchen werden." Daher appelliert der Rot-Kreuz-Generalsekretär: "Bleiben wir bei einem Erfolgsmodell wie dem Zivildienst und ersetzen wir das nicht durch Lohnarbeit."

Vergleich mit Deutschland

Kerschbaum begründet seine Skepsis auch mit einem Vergleich zu Deutschland: Dort habe man mit verschiedenen Modellen 70.000 junge Menschen zum Sozialdienst bewegen können. Auf Österreich umgelegt wären das 7.000. "Uns fehlt auch die Modellvielfalt. Bei uns hat man nur über ein Modell diskutiert." Kerschbaum schlägt vor, etwa die Ausbildungen in den Zivildienst zu übernehmen.

Man habe die Bedenken angemeldet, in Gesprächen sei man ja auch danach gefragt worden, so Kerschbaum. Mit dem Sozialminister sei man einig, dass die Lebensqualität jener, die auf den Sozialdienst angewiesen sind, nicht leiden soll. Über den Weg dorthin sei man unterschiedlicher Auffassung.

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