Nahost-Politologe: Hoffnung im Gazastreifen
Die Waffenruhe mit Israel und das Ende der achttägigen Luftangriffe haben im Gazastreifen große Erleichterung ausgelöst. Politikwissenschaftler Osama Antar lebt im Gazastreifen. Im Ö1-Telefonat hofft er, dass die Waffenruhe tatsächlich von Dauer ist und die zugesagte Grenzöffnung tatsächlich vorangetrieben wird.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 23.11.2012
Ernüchterung nach Freudentaumel
Usama Antar und seine Familie trauern. Nur wenige Stunden vor Beginn der Waffenruhe wurde sein zweieinhalbjähriger Neffe bei einem israelischen Luftangriff getötet, der Bruder des Politikwissenschaftlers wurde schwer verletzt. "Ich sehe, wie die anderen draußen singen und sich freuen", sagt Usama Antar. Doch die Euphorie im Gazastreifen über das Ende der Luftangriffe werde bald schon einer Ernüchterung weichen: "In ein paar Tagen wird man spüren, wie viele Verletzte es gibt, wie viel kaputt wurde."
"Wir brauchen Perspektiven"
Dennoch ist der Politikwissenschaftler aus dem Gazastreifen zuversichtlich, dass der Waffenstillstand lange halten könnte. Die Hamas und die Menschen im Gazastreifen seien vor allem an einem Wiederaufbau interessiert: "Wichtig ist, dass Vereinbarungen eingehalten werden. Die Menschen brauchen Perspektive, Hoffnung." Deshalb sei es so wichtig, dass die versprochene Öffnung der Grenzübergänge vorangetrieben wird, so Usama Antar. Denn solange die Palästinenser in einem Käfig leben, wie es jetzt der Fall sei, könne man nur irrationale Reaktionen erwarten.
"Verhandeln, jetzt!"
Als positiv wertet der Politikwissenschaftler, dass diesmal beide Seiten einen Bürgen haben: "So stehen die Chancen besser, dass sich beide Seiten an die Vereinbarungen der Waffenruhe halten. Alle relevanten Parteien sollten sich jetzt an den Verhandlungstisch setzen, denn nur so könnte eine langfristige Lösung gefunden werden", sagt Usama Antar, Politikwissenschafter aus dem Gazastreifen.
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