Kampf gegen Hamas für Israel "Erfolg"

Der jüngste Gewaltausbruch im Nahen Osten hat den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern in seiner ganzen mörderischen Dimension gezeigt. Im Moment gilt ein Waffenstillstand, aber die Ruhe ist trügerisch: Der Konflikt kann jederzeit wieder eskalieren. Der israelische Sonderbotschafter und Regierungsberater Zalman Shoval erläutert im Ö1 Interview "Im Journal zu Gast" die israelische Seite des Konflikts.

Mittagsjournal, 24.11.2012

Sonderbotschafter Zalman Shoval ist bei Ben Segenreich "Im Journal zu Gast"

"Ziele erreicht"

Im modernen Krieg gebe es ohnehin keine Sieger, sagt Shoval. Aber Israel habe bestimmte militärische Ziele mit seiner Aktion verfolgt und erreicht. Es habe bewiesen, dass das israelische Militär jederzeit und überall im Gazastreifen aktiv sein kann. Zugleich habe sich gezeigt, dass das mit finanzieller US-Hilfe errichtete Raketenabwehrsystem "Eiserne Kuppel" funktioniert. Und das sei eine Probe für einen von Israel befürchteten Angriff des Irans gewesen. Zudem sei die politische Kooperation zwischen Israel und den USA vielleicht sogar enger als früher gewesen sei. Außerdem habe sich gezeigt, dass Ägypten eine positive Rolle spielen kann.

Hamas-Terror" ist "Tragödie"

Die Unverhältnismäßigkeit des Konflikts mit den Palästinensern, die Übermacht Israels, die Zerstörungen, getötete Kinder - das ist für Shoval eine "Tragödie", nämlich, dass sich der Krieg nicht mehr zwischen Armeen abspielt, sondern "zwischen Terrororganisationen und der zivilen Bevölkerung". Shoval spricht ausschließlich von "Terrororganisationen", deren Hauptquartiere im Gazastreifen inmitten der Bevölkerung seien, "sogar in Spitälern, das ist natürlich Absicht." Auch ziele die Hamas auf die zivile Bevölkerung und nicht aufs Militär.

Kein Frieden möglich

Die "gezielte Tötung" des Hamas-Militärchef Jabari verteidigt der israelische Sonderbotschafter ebenfalls. Jabari sei einer der gefährlichsten Leute der "Terrororganisation" und verantwortlich für den Tod sehr vieler Zivilisten gewesen. Schließlich spreche man von einer Organisation, deren erklärtes Ziel die Zerstörung des israelischen Staates sei. Mit der Hamas könne man nicht über einen Frieden verhandeln, sondern bestenfalls über einen Waffenstillstand. Einen Zusammenhang der israelischen Offensive mit bevorstehenden Wahlen weist Shoval zurück.

Gaza mit offener Zukunft

Die Zukunft des Gazastreifens ist für Shoval "nicht klar". Ägypten habe Gaza zwar jahrzehntelang regiert, sei aber nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen. Israel habe vor einigen Jahren beschlossen, sich von Gaza völlig zu trennen. Aber die Lösung hänge davon ab, ob Israel mit den Palästinensern insgesamt zu einem Kompromiss kommen könne.

Die Kritik an der Blockade des Gazastreifens durch Israel relativiert Shoval. Die Hamas habe ohnehin alles erhalten, was sie wollte, vom Iran, Ägypten, Sudan und Libyen. Überhaupt sei fraglich, ob die Blockade so streng war.

Kandidatur für Likud

Sonderbotschafter Zalman Shoval ist Berater des israelischen Regierungschefs, 1930 in Danzig geboren, seit Jahrzehnten als Politiker und Diplomat aktiv. Er war in den 1990er Jahren Botschafter in Washington. Bei der israelischen Parlamentswahl im kommenden Jänner kandidiert er für die Likud-Partei.

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