Nowotny: Griechenland hat Chance erhalten

Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny hält die von den Euro-Finanzministern beschlossene Lösung für Griechenland für den bestmöglichen Kompromiss. Es sei darum gegangen, Griechenland mehr Zeit für den Schuldenabbau und damit eine Chance zur Erholung zu geben und Reformen greifen zu lassen. Ein Schuldennachlass sei damit vom Tisch.

Morgenjournal, 28.11.2012

Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) im Gespräch mit Michael Csoklich

Schuldenschnitt vom Tisch

In einer derart schwierigen Situation gebe es keine idealen Lösungen, aber der gefundene Kompromiss sei besser als andere Alternativen, so Nowotny im Ö1-Morgenjournal-Gespräch. Daher er sei er froh, dass es zu dieser Lösung gekommen sei. Der Schuldenschnitt sei damit vom Tisch. Statt dessen gebe es das 43,7-Milliarden-Euro-Paket, das Griechenland die Möglichkeit gebe, mit Strukturänderungen aus dem Teufelskreis zu kommen. "Das ist eine Chance. Niemand kann sagen, dass das im Jahr 2020 wirklich so eintrifft. Aber diese Chance hat man geschaffen", so Nowotny.

Für normales Leben notwendig

Der OeNB-Gouverneur tritt Vorwürfen entgegen, dass das Hilfsgeld nur den Banken zugutekomme, nicht aber den Bürgern: "Die griechischen Bürger haben natürlich etwas von diesem Geld. Das war eine notwendige Maßnahme, um das normale Leben in Griechenland aufrecht zu erhalten." Ohne diese Lösung hätte der griechische Staat am Jahresende keine Gehälter und Pensionen mehr auszahlen und die Krankenanstalten nicht mehr am Leben halten können.

Fortschritte und offene Punkte

Bei den Reformen bescheinigt Nowotny Griechenland Fortschritte: "Es hat sein Budgetdefizit und das Außenhandelsdefizit massiv runtergefahren, das gibt es positive Entwicklungen. Umgekehrt ist es leider so, dass all diese positiven Entwicklungen noch nicht ausreichen." So müssten die Privatisierungen beschleunigt werden, die Steuerverwaltung müsse effizienter, der Verteidigungshaushalt gekürzt werden. "Das sind eine Reihe von Punkten, die noch offen sind, gleichzeitig ist schon viel geschehen."