Ägypten: Mursi gibt nicht nach

Ägyptens islamistischer Präsident Mohammed Mursi ist in seiner ersten Ansprache seit Beginn der blutigen Ausschreitungen in Kairo mit keiner Silbe auf die Forderungen der Opposition eingegangen. Er bot lediglich ein Treffen am kommenden Samstag an, das sofort zurückgewiesen wurde. Die Zentrale der Muslimbrüder ging in Flammen auf.

Morgenjournal, 7.12.2012

Keine Zugeständnisse

Er unterstütze das Rechte zu protestieren, aber er lehne jegliche Gewalt ab, so Mursi in seiner Fernsehansprache gestern Abend. Für die Ausschreitungen in der Nacht auf Donnerstag, bei denen sieben Menschen getötet und fast 800 verletzt wurden, macht Mursi die Opposition verantwortlich. Dahinter stünden Kräfte des alten Regimes von Mubarak und ausländische Gruppierungen, so Mursi. Konkrete Zugeständnisse an die Opposition machte Mohamed Mursi in seiner Rede nicht. Mursi hält am geplanten Verfassungsreferendum fest. Auch das Dekret, das ihm erweiterte Befugnisse zusichert, bleibe aufrecht, zumindest bis nach der Einsetzung einer neuen Verfassung, so Mursi.

Opposition enttäuscht

Die Opposition ruft er zum Dialog auf. Für morgen hat der ägyptische Präsident zu Gesprächen geladen. Ob die Vertreter der Opposition dieser Einladung Folge leisten werden, ist aber fraglich. Die Opposition hat auf Rede nämlich äußerst enttäuscht reagiert. Das ist keine passende Antwort auf die politische Krise, heißt es. "Wir hatten gehofft, dass der Präsident das umstrittene Referendum verschiebt, solange bis es einen nationalen Konsensus über die künftige Verfassung gibt", sagt Oppositionsführer Mohamed El BAradei.

Obama besorgt

Wütende Demonstranten sind nach Mursis Rede vor die Zentrale seiner Partei, der Muslimbrüder in Zentrum Kairos gezogen und haben dort die Büros in Brand gesetzt. In den USA reagiert man mit Besorgnis auf die jüngste Entwicklung in Ägypten: Gestern noch hat US-Präsident Barack Obama mit dem ägyptischen Präsidenten telefoniert. Obama begrüßte das Dialogangebot des ägyptischen Präsidenten. Es dürfe dafür aber keine Vorbedingungen geben.

Übersicht

  • Naher Osten