Kairo: Lenkt Mursi bei Referendum ein?

In Ägypten könnte es vielleicht doch zu einem Einlenken des Präsidenten Mohammed Mursi kommen. Nach tagelangen Massenprotesten hat die islamistische Führung Ägyptens eine Verschiebung des für den 15. Dezember geplanten Verfassungsreferendums in Aussicht gestellt.

Morgenjournal, 8.12.2012

Anzeichen für Verschiebung

Konkrete offizielle Zusagen gibt es noch keine, aber es gibt mehrere Hinweise darauf, dass der ägyptische Präsident Mohammed Mursi nun doch bereit ist, einzulenken. Die unabhängige Tageszeitung "Al Shourouk" zitiert Vizepräsidenten Mahmud Mekki, der erklärt, dass es die Bereitschaft gebe, den Termin für das geplante Referendum zu verschieben. Bedingung dafür sei aber, dass das Ergebnis der Abstimmung später nicht vor Gericht angefochten werde. Außerdem gibt es Meldungen über Aussagen des Justizministers. Demnach würden derzeit Möglichkeiten einer Überarbeitung des Verfassungsentwurfs überlegt. Heute oder morgen könnte es eine diesbezügliche Entscheidung geben. Vorerst wurden die Fristen für die Auslandswähler verschoben.

Opposition optimistisch

Die Demonstranten, die auch gestern wieder gegen das für nächste Woche geplante Referendum auf die Straße gegangen sind, reagierten vorsichtig auf die Neuigkeiten. "Ich will nicht dass das Referendum verschoben wird, ich will dass es abgesagt wird. Wir können doch nicht so eine schwache Verfassung wählen, die unser Land jahrelang prägt", sagt ein Demonstrant.

Dennoch wurde heute Nacht auch von Seiten der Opposition Hoffnung signalisiert. Mohammed El Baradei, der sich mit zwei weiteren Oppositionsparteien zusammengeschlossen hat und Präsident Mursi in den letzten Tagen auf das schärfste verurteilt hatte, sagt jetzt, er vertraue darauf, dass Präsident Mohammed Mursi ein Patriot sei.