Putin gibt Pressekonferenz

Wladimir Putin gab am Vormittag seine erste große Pressekonferenz als neuer/alter russischer Präsident. Vor mehr als 1.200 Journalisten hat er dabei noch einmal betont, dass Russland sich sehr gut entwickle - und auch gleich zu Beginn Bezug auf Österreich genommen. Kritik der Journalisten kommt bei Putin aber nicht gut an.

Mittagsjournal, 20.12.2012

Aus Moskau,

Breitseite gegen die USA

Alexander Kolenichenko von der Zeitung Argumenti i Fakti wird die heutige Pressekonferenz noch länger in Erinnerung behalten. Putin hatte die Veranstaltung mit viel Lob für sich und seine Politik begonnen: Russland sei reicher, die Wirtschaft wachse, die Kaufkraft steige, die Frauen würden wieder mehr Kinder bekommen und so weiter. Die erste Frage gab ihm dann die Gelegenheit seinen offensichtlichen Lieblingsgegner zu attackieren, die USA: Gefragt wurde er was er von einem geplanten Gesetz halte, durch dass die Adoption russischer Waisenkinder durch US-Amerikaner verboten werden soll. Das Gesetz ist eine Antwort auf den sogenannten Magnitsky-Act des US-Senats, der sich gegen Menschrechtsverbrecher in Russland richtet. Die USA hätten es gerade nötig so ein Gesetz zu beschließen, schimpft Putin sichtbar aufgeregt. Ein Land dass ein Lager wie Guantanamo betreibe brauche Russland keine Lektionen zu erteilen. Dann kommt der Journalist Kolenichenko und fragt, ob das das Adoptionsverbot wirklich eine gute Idee sei. Es folgt eine minutenlange Standpauke des Präsidenten: Halten Sie es für normal wenn man Sie erniedrigt, sind Sie vielleicht Sado-Masochist? Sein Land darf man nicht erniedrigen!

Keine kritischen Fragen

Dieses Statement gibt den Ton vor, kritische Fragen bleiben in der Folge aus, stattdessen kommen Statements wie dieses von einer Journalistin aus dem sibirischen Magadan. Sie hätte eigentlich nach dem Gesundheitszustand Putins fragen wollen, der zurzeit Thema vieler Spekulationen ist aber jetzt wo sie ihn sehe, das eigentlich kein Thema mehr: Sie sind so energiegeladener schöner Mann, meint die Journalistin.

Verweis auf Wien

Thema ist auch die von Putin angekündigte sogenannte De-Off-shorization, also die Rückführung russischer Gelder aus dem Ausland nach Russland, ein Thema, bei dem Putin offenbar sofort an Österreich denkt. Ob man sein Geld auf einem Konto in Moskau oder zum Beispiel in Wien habe spiele für Sicherheit und Verlässlichkeit keine Rolle. Später traut sich doch noch ein Journalist vor: Sei ein autoritäres System ein Modell für das 21. Jahrhundert? "Ich glaube wir bieten Stabilität, das ist die notwendige Voraussetzung für Entwicklung, das halte ich für besonders wichtig. Aber dieses System "Autoritär" nennen kann ich nicht!"

Hätte er wirklich ein autoritäres System einrichten wollen, hätte er das längst ohne Probleme machen können. Ordnung und Demokratie seien keine Widersprüche.

In der zweiten Hälfte der Pressekonferenz dann de Frage: Habe er in seiner Amtszeit eigentlich Fehler gemacht. Putin hält kurz inne und entgegnet: Wer ohne Sünde sei werfe den ersten Stein. Es sei natürlich nicht immer alles erreicht worden. Aber grobe systematische Fehler habe er sich nicht vorzuwerfen.