Wahltag in Israel

Israels Bevölkerung wählt heute ein neues Parlament. Die Bestätigung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, der mit einer Parteienallianz antritt, gilt als sicher. Der Wahltag wird in Israel wie ein Feiertag begangen.

Mittagsjournal, 22.1.2013

Netanyahu hat beste Karten

Im Hayarkonpark von Tel Aviv haben sich rund 700 Leute aus allen Gesellschaftsschichten versammelt. Unter dem Motto Wahlrennen laufen sie heute um die Wette, bevor sie ihre Stimmen abgeben.

Die Leute arbeiten heute nicht, es ist frei, und einige nutzen die Gelegenheit um zu laufen. Die Wahllokale haben bis 10 Uhr nachts geöffnet, erklärt ein älterer Herr. Für ihn sind diesmal Ehrlichkeit und Verlässlichkeit der Politiker ausschlaggebend, die meisten Parteien bieten mehr oder weniger das gleiche an, sagt er: ich wähle heute jemanden, der ehrlich ist.

Bei dieser Wahl geht es um Angelegenheiten des täglichen Lebens, um Sicherheit und um Wirtschaft, fasst ein anderer Läufer zusammen. Die meisten hier gehen davon aus, dass Premierminister Benjamin Netanyahu auch die nächste Regierung leiten wird.

Netanyahu, der an der Spitze der Wahlallianz Likud Beiteinu antritt, hofft auf einen eindeutigen ersten Platz, um eine stabile Regierungskoalition unter seiner Führung bilden zu können. Noch ist unklar, wie viele Wählerstimmen ihn sein Hauptrivale von der extremen Rechten, Naftali Bennett gekostet hat. Bennett hofft darauf mit seiner Partei jüdische Heimat auf dem 2. Oder 3 Platz zu landen. Er will Friedensverhandlungen mit den Palästinensern verhindern und den Ausbau der Siedlungen im palästinensischen Westjordanland fördern:
Ich bin links. Ich wünsche mir für Israel Frieden, das ist meine politische Richtung, sagt eine Frau, die der Arbeitspartei ihre Stimme geben wird.

Neue Gesichter

Diesmal war es schwierig zu entscheiden, die Linke ist nicht so stark und es gibt soviele Mitte Links Parteien, erzählt ein Familienvater
Diesmal geht es um die Wirtschaft und wo unser Geld hinfließt, erklärt dieser Läufer
Die Arbeitspartei hat ihren Wahlkampf diesmal ganz sozialen und wirtschaftlichen Themen gewidmet, Preise für Wohnen und Topfen standen im Mittelpunkt der Kampagne, das heiße Eisen Friedensprozess mit den Palästinensern hat die Arbeitspartei diesmal bewusst nicht angegriffen. Ob der seit Jahren stark geschwächten Linkspartei damit ein politisches Comeback gelingen wird ist unklar.

Mehrere neue Gesichter gibt es diesmal auf Israels politischer Bühne. Die Massenproteste im Sommer 2011 haben die Sehnsucht nach neuen Wegen deutlich gemacht. Auch der ehemalige TV Moderator Yair Lapid setzt auf die dadurch in den Mittelpunkt gerückten sozialen und gesellschaftlichen Themen. Seine Mitte Links Partei will in der nächsten Regierungskoalition eine starke Stimme haben. Und so wird es heute vor allem spannend zu sehen, wie den neuen politischen Spielern in Israel der Einstieg gelingt.

Übersicht

  • Naher Osten