Russland will "Homo-Propaganda" verbieten

In Russland könnten Homosexuelle künftig bestraft werden, wenn sie öffentlich über ihre Sexualität reden. Das Parlament will heute ein landesweites umstrittenes Verbot von "Homosexuellen-Propaganda" debattieren, das bereits in mehreren russischen Regionen gilt. Lesben- und Schwulenorganisationen sowie Bürgerrechtler kritisieren das Verbot als menschenrechtswidrig und diskriminierend.

Morgenjournal, 25.1.2013

Kirche gegen Schwule

Rund 20 Schwule und Lesben stehen vor dem Parlament und küssen sich, als Zeichen des Protests. "Wir wollen zeigen, dass wir ganz normal sind, arbeiten und Steuern zahlen", sagt ein Schwulenaktivist. Doch kurz darauf werden die Kundgebungsteilnehmer von radikalen orthodoxen Gläubigen verprügelt. "Homosexualität ist gegen die menschliche Natur und zerstört die christliche Gesellschaft", schimpft einer von ihnen. Eine Argumentation, die von der mächtigen Orthodoxen Kirche und weiten Teilen der Bevölkerung geteilt wird. Laut Umfragen hält die Mehrheit der Russen Homosexualität noch immer für abnormal und für eine Krankheit.

Punkten für Putin

Künftig soll es strafbar sein, in der Öffentlichkeit über Homo- oder Bisexualität zu sprechen offiziell, um Minderjährige zu schützen. Tatsächlich sollen damit sexuelle Minderheiten unsichtbar gemacht werden und aus dem öffentlichen Raum verschwinden, kritisieren Menschenrechtler. Derartige Verbote gelten bereits in mehreren russischen Regionen, unter anderem in Sankt Petersburg. Seit Beginn der dritten Amtszeit von Wladimir Putin als Präsident beschloss das Parlament eine Reihe von umstrittenen Gesetzen, die die Meinungs- und Versammlungsfreiheit einschränken, um die wachsendende Proteststimmung in der Gesellschaft zu unterdrücken. Politische Beobachter sehen im Anti-Schwulen-Gesetz den Versuch des Regimes, in konservativen Bevölkerungsschichten zu punkten, die Putin nach wie vor unterstützen.