Franzosen in Mali: Unmut über Info-Politik

Seit knapp sechs Wochen führt Frankreich jetzt Krieg in Mali. Vom Kriegsgeschehen erfährt die französische und internationale Öffentlichkeit so gut wie nichts oder nur das, was die französische Armee und letztlich die Regierung in Paris an Informationen zulassen. Nach und nach macht sich darüber in Frankreich, wenn auch nur sehr begrenzt, Unmut breit.

Mittagsjournal, 19.2.2013

"Klinisch reiner" Krieg

Im Grunde ist die De-Facto-Informationssperre, die Präsident Hollande und seine Regierung über das Geschehen vor Ort in Mali verhängt haben, bislang nur ein einziges Mal durchbrochen worden. Nämlich als die radikalislamistischen Rebellen letztes Wochenende in Gao plötzlich wieder erschienen, sich mit malischen und französischen Truppen stundenlang Feuergefechte lieferten und gleichzeitig noch 50 Journalisten vor Ort waren. Plötzlich gab es Bilder und Reportagen von diesem Krieg ohne Bilder oder nur mit klinisch reinen, die bis dahin und seitdem wieder von der französischen Armee zur Verfügung gestellt wurden .

Kein Abzug in Sicht

Dabei hat Frankreich immerhin über 4.000 Soldaten vor Ort und hat der Einsatz in Mali inzwischen mindestens 100 Millionen Euro gekostet. Und der Einsatz wird noch Monate, wenn nicht Jahre dauern, selbst wenn im März bereits wieder das eine oder Kontingent abgezogen wird, um die Worte des französischen Präsidenten zu illustrieren: "Wir sind nicht dazu da, um in Mali zu bleiben."

Dazu sagt der Afrika-Experte Antoine Glaser: "Wenn Außenminister Fabius sagt, wir ziehen im März wieder ab, da kann man nur lachen, das ist unglaublich. Frankreich wird in diesem Land für lange Zeit engagiert sein und ganz alleine."

Schweigen zu malischen Übergriffen

"Wo ist dieser Krieg geblieben", hieß gestern die Titelgeschichte der Tageszeitung Liberation und im Leitartikel standen Sätze wie: "Die französische Seite kontrolliert de facto die Arbeit der Journalisten und bietet den Bürgern eine kontrollierte Berichterstattung, mit der dem Land nicht die Information geboten wird, die es verdient hätte."

"Der geheime Krieg" hieß dieser Tage eine Diskussionssendung im französischen Fernsehen, in der der Islamexperte Mathieu Guibert monierte: "Zur Zeit weiß man nicht viel. Jedes Mal, wenn die französische Armee eine Stadt einnahm, hat sie die Journalisten ferngehalten, die Journalisten haben ihre Arbeit nicht korrekt machen können." Dazu kommen, so Mathieu Guibert weiter, "die Übergriffe, Racheakte. Human Rights Watch, Amnesty International haben ihre Untersuchungen vorgelegt, es hat Übergriffe der malischen Armee gegeben, die erbärmlich sind und die man nicht decken darf. Die französische Armee muss sich unbedingt davon distanzieren und dies auch deutlich sagen."

Präsident Hollande war vor zwei Wochen in Mali als "Papa Hollande" und als Retter bejubelt worden – seither hat auch Frankreichs Staatschef als oberster Kriegsherr über diesen Krieg im Sahel Stillschweigen bewahrt.