Nach Chavez' Tod: Sorge um Stabilität
Mit dem Tod von Hugo Chavez verliert die Linke in Südamerika einen ihrer bekanntesten und zugleich umstrittensten Wortführer. Auf einen gemeinsamen Nenner können sich wohl Anhänger und Gegner einigen: Hugo Chavez hinterlässt eine große Lücke. Wie es nach ihm nun weitergeht, ist offen: Chavez galt als Stabilitätsfaktor für die gesamte Region.
8. April 2017, 21:58
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Mittagsjournal, 6.3.2013
Mehrere Szenarien
Sozialismus des 21. Jahrhunderts - so nannte Hugo Chavez sein politisches Projekt. Getragen und unterstützt wurde es von der sozialistischen Partei in Venezuela. Doch dahinter stand ein breites, keineswegs einheitliches Bündnis: sozialdemokratische bis links-extreme, kommunistische Strömungen waren darin versammelt.
Hugo Chavez war die Identifikationsfigur, die alle Konflikte überschattete, sagt der Politikwissenschaftler Raul Zelik von der Nationaluniversität Kolumbiens in Medellin. Welche Szenarien gibt es also jetzt, wenn der Übervater nicht mehr da ist: "Entweder Chavez' Stellvertreter Nicolas Maduro etabliert sich, oder es kommt zum Zerfall des politischen Projekts Chavismus, oder die Rechte kommt an die Macht." Und in diesem Fall hält es Raul Zelik sogar für möglich, dass soziale Unruhen ausbrechen, denn die Polarisierung zwischen Reich und Arm ist nach wie vor sehr groß: Diese Konflikte könnten sich verschärfen, offene bewaffnete Auseinandersetzungen wären möglich, meint Zelik.
Projekt steckt fest
Robert Lessmann, Lateinamerika-Experte der Universität Köln, spricht sich dafür aus, die Kirche sozusagen im Dorf zu lassen: Auf kurze Sicht seien "keine Erdrutsche" zu erwarten. Die Armut sei vermindert, aber nicht beseitigt. Das Projekt stecke gewissermaßen auf halbem Wege fest.
Wer auch immer sich politisch in Venezuela durchsetzt, klar ist: Hugo Chavez war, so überraschend das angesichts seines Auftretens auch klingen mag, für die ganze Region so etwas wie ein Stabilitätsfaktor.
Kein klaffender Abgrund
Die Lücke, die er hinterlassen wird ist aber nicht so groß, wie manche annehmen oder befürchten, sagt Robert Lessmann, Lateinamerika-Experte der Universität Köln. Denn das Gewicht Venezuelas sei de facto nicht so groß, "wie es die Rhetorik hat vermuten lassen". Chavez habe viel Bewegung in die lateinamerikanische Politik gebracht, aber keinen Abgrund, der nicht zu schließen wäre.
In einem sind sich aber beide Experten einig: Hugo Chavez war neben dem ehemaligen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva und dem Staatschef von Bolivien, Evo Morales, eine der zentralen Galionsfiguren der sogenannten Linkswende in Lateinamerika.