Nordkorea-Experte: Grund zur Besorgnis
Die Drohungen Nordkoreas seien dieses Mal, anders als früher, ein echter Grund zur Besorgnis, sagt der Nordkorea-Experte der Uni Wien, Rüdiger Frank.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 8.3.2013
Ostasien-Wissenschaftler Rüdiger Frank im Gespräch mit Christian Williwald
"Grund, besorgt zu sein"
Der Ostasien-Wissenschaftler Frank will im Ö1-Morgenjournalgespräch nicht entwarnen: "In der Vergangenheit hätte man gesagt, das ist ein weiterer Fall, wo die nordkoreanische Propagandamaschine eine härtere Gangart anschlägt. Inzwischen hat Nordkorea einen neuen Führer und wir haben keine Erfahrungswerte, und da müssen wir vorsichtiger sein, wir wissen nicht genau, ob die Drohungen wahrgemacht werden. Gleichzeitig gibt es zur Zeit Militärmanöver, das eskaliert die Situation weiter. Also es gibt durchaus Grund, besorgt zu sein."
Rüdiger Frank beobachtet eine Verschärfung der nordkoreanischen Drohungen, auch bei den Atomtests: "Früher haben die Tests alle paar Jahre stattgefunden, jetzt haben wir drei Tests innerhalb von zehn Monaten. Das hängt mit der neuen Führung zusammen, was es genau bedeutet, wissen wir nicht. Ist es der Charakter des neuen Führers, ist es der Ausdruck eines Machtkampfs in Nordkorea."
Atomdrohungen ernstzunehmen
Einen Widerspruch zu den auch bereits gesendeten Signalen der vorsichtigen Öffnung durch Staatschef Kim Jong-un sieht Frank nicht: Um Reformen durchzusetzen, brauche es zunächst außenpolitische Sicherheit: "In dem Maß, wie man sich außenpolitisch unangreifbar fühlt, wächst die Möglichkeit, dass der neue Führer zumindest wirtschaftlich einen Reformkurs einschlägt."
Auch die Drohungen Nordkoreas mit einem Atomschlag gegen die USA schlägt der Experte nicht in den Wind: "Es scheint schon so zu sein, dass die Fähigkeiten Nordkoreas in diesem Bereich wachsen." Ein Angriff könnte sich auch gegen Hawaii richten, das zu den USA gehört und nur halb so weit weg ist, außerdem gebe es US-Truppen in Südkorea und Japan, die man viel eher erreichen könnte.