Chinas Ärger über Nordkorea wächst
Auch China, das als letzter Verbündeter Nordkoreas gilt, hat die jüngste UNO-Resolution aktiv vorangetrieben. Viele werten das als Zeichen, dass Peking langsam von seinem unberechenbaren Partner abrücken könnte. Der Frust über Nordkorea wächst jedenfalls auch in China deutlich.
8. April 2017, 21:58
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Mittagsjournal, 8.3.2013
Empörte Öffentlichkeit
"Der übergewichtige Kim ist wirklich ein verrückter Hund" - dieser Eintrag auf Sina Weibo, Chinas populärstem Mikroblog, ist noch einer der freundlicheren. "Jeder Chinese mit einem Gewissen muss sich fragen, warum wir eigentlich Nordkorea noch unterstützen", meint ein anderer Blogger. Eine Frage, die zumindest die politisch interessierte Öffentlichkeit bewegt. China solle sich endlich eingestehen, dass Nordkorea längst kein Verbündeter mehr sei. Ein Leitartikel, jüngst veröffentlicht in der Global Times, die zur Volkszeitung, dem Sprachrohr der kommunistischen Partei gehört, lässt wenig Zweifel offen: Auch innerhalb der chinesischen Führung herrschen Frust und - wie viele meinen - Uneinigkeit darüber, wie man mit dem traditionellen Verbündeten Nordkorea weiter verfahren sollte.
Ohrfeige für Chinas Diplomatie
Jüngste Atom- und Raketentests, gar die Drohung Nordkoreas die USA mit einem atomaren Präventivschlag zu treffen, sind eine schallende Ohrfeige für Chinas Diplomatie, die bisher vergeblich versucht hat, die unberechenbaren Machthaber im Nachbarland zu mäßigen. Eine prominente Gruppe unter Chinas Politologen mahnt offen zu mehr Distanz zu Pyönyang. Chinas Nordkorea Politik sei gescheitert sagt Zhang Liangui, Politikwissenschaftler an der zentralen Parteischule in Peking: "China wollte eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel, wir wollten Probleme mit Dialog lösen und Frieden und Stabilität in Korea schaffen. Keines von diesen Zielen wurde erreicht. Wir müssen auch begreifen, dass Nordkorea eigentlich keine Bedrohung für die USA ist, sondern vor allem für die Nachbarländer."
Druckmittel Erdöl
Und auch wenn es keiner hier offen aussprechen will, längst geht auch die Angst um, dass sich die Drohungen des atomaren Schurkenstaates auch einmal gegen das eigene Land, gegen China, richten könnten. China habe starke Druckmittel in der Hand, müsse sie nur einsetzen meint Politologe Zhang Liangui: "Sanktionen haben bisher nichts gebracht, weil sie nicht hart genug waren. So ist Nordkorea völlig von der Energieversorgung aus China abhängig. Wenn China Nordkorea kein Erdöl mehr liefert, dann würde das Nordkoreas Armee lahmlegen."
Chinas UNO-Botschafter hat bereits angekündigt, dass man die beschlossenen Sanktionen nach Punkt und Beistrich umsetzen werde. Doch betrifft dies eben nicht die Energielieferungen, und ebenso wenig den alltäglichen Warenaustausch zwischen beiden Ländern. Offen bleibt auch, ob China tatsächlich nordkoreanische Schiffe konsequent nach sanktionierten Gütern durchsuchen wird, wie das schon bisher hätte passieren sollen.
China braucht Nordkorea
In einem sind sich jedenfalls alle Experten einig: Vollständig fallen lassen wird China seinen historischen Verbündeten in absehbarer Zeit auf keinen Fall. Denn man hat Angst, dass das Regime, wenn es endgültig an der Wand steht, auf der koreanischen Halbinsel tatsächlich einen Krieg anzetteln könnte. Und bei einem Sturz der Machthaber befürchtet man Flüchtlingsströme und Chaos an der eigenen Grenze. Und zuletzt kann Nordkorea doch auch als Spielball und Pufferzone gegenüber dem großen Konkurrenten, den USA, durchaus nützlich sein.