EU: Reding kämpft weiter für Frauenquote

Die EU-Frauenquote droht zu Scheitern. Zahlreiche EU-Länder haben bereits Widerstand gegen die Einführung einer 40-Prozent-Frauenquote in Europas börsennotierten Unternehmen angemeldet, zuletzt die deutsche Bundesregierung. Beim heutigen Justizministerrat war auch Österreichs Ministerin Beatrix Karl (ÖVP) dagegen. Die zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding gibt sich dennoch kämpferisch.

Mittagsjournal, 8.3.2013

Große Widerstände

Schlecht stehen die Chancen für Europas Frauenquote - schon von Anfang an stand dieses Vorhaben von EU-Justizkommissarin Viviane Reding unter keinem guten Stern. Ihre Kollegen, die anderen EU-Kommissare, wollten den Vorschlag, in Europas börsennotierten Unternehmen eine 40 Prozent Frauenquote einzuführen, nicht unterstützen. Nur in entschärfter Form wurde der Vorschlag der luxemburgischen Kommissarin schließlich abgesegnet. Die nächste Hürde aber ist deutlich schwieriger zu nehmen - immer größer wird die Zahl der EU-Mitgliedsländer, die sich offen gegen die Einführung der Frauenquote aussprechen. Das wird auch beim Treffen der EU-Justizminister deutlich.

Großbritannien - ein Quotengegner der ersten Stunde - stößt sich etwa an der Einmischung von oben. Der britische Justizminister Chris Crayling: "Wir wollen so viele Frauen wie möglich in Führungspositionen haben, aber es steht auf einem anderen Blatt, ob man einem Unternehmen per Gesetz vorschreibt, wie es seine Geschäfte führen soll."

"Weibliches Talent nicht vergeuden"

Auch Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) will so viele Frauen wie möglich in Führungspositionen sehen - das soll aber nicht durch eine Quote und "Frauenpolitik mit der Brechstange" ermöglicht werden. Außerdem sei die Frage, ob die EU hier überhaupt zuständig sei, eine Quotenvorgabe zu machen, so Karl. "Dann macht es einmal auf nationaler Ebene, wenn ihr die europäische Ebene nicht wollt", entgegnet EU-Justizkommissarin Viviane Reding. Derzeit sind nur 16 Prozent der Mitglieder in Europas Aufsichtsräten Frauen - ohne Quote sei keine Änderung möglich und die Mitgliedsstaaten selbst nehmen ihre Verantwortung nicht ernst, sagt Viviane Reding. Trotz Widerstands sieht sie die Zeit der Frauenquote gekommen: Viele Länder und auch das EU-Parlament agiere "sehr in diesem Sinne", Frauen aus allen Parteien würden das fordern. "Das Prinzip, dass wir weibliches Talent nicht vergeuden können, das muss akzeptiert werden." Reding will trotz Widerstands die Frauenquote bis zum Ende dieser EU-Kommissionperiode umsetzen.