Börsen: Nach Höhenflug droht keine neue Blase

Die Börsen scheinen derzeit nur eine Richtung zu kennen: nach oben. In der vergangenen Woche erreichte der Dow-Jones-Index in New York ein Allzeithoch. Auch der DAX in Frankfurt kletterte das erste Mal seit dem Krisenjahr 2008 auf über 8.000 Punkte. Ökonomen geben aber Entwarnung: Es kommt nach derzeitigem Stand keine neue Blase auf uns zu, die demnächst platzen könnte.

Mittagsjournal, 11.3.2013

Fixe Alternativen für Anleger nicht attraktiv

Italien hat keine Regierung, Zypern braucht ein milliardenschweres Hilfspaket und die Wirtschaft in der Eurozone schrumpft. Trotzdem stecken die Investoren ihr Geld in Aktien. Für die Chef-Analystin der Uni-Credit, Monika Rosen, hat das vor allem einen Grund: die Geldpolitik der Notenbanken und da insbesondere jene der amerikanischen Notenbank Fed.

Sie hält die Zinsen niedrig, kauft gleichzeitig eigene Staatsanleihen auf und bringt so viel Geld auf den Markt. Die Geldschleusen seien weit geöffnet, sagt Monika Rosen: "Damit sind die Zinsen entsprechend tief, ebenso die Renditen der Staatsanleihen in den Kernmärten USA und Deutschland. Das heißt, für einen Anleger sind die fixen Alternativen nicht so attraktiv. Umso attraktiver sind dafür risikobehaftete Anlageformen, zu denen die Aktien gehören." Dazu komme, dass auch Italien und Zypern derzeit nichts daran ändern würden, dass ein Grundvertrauen in die Eurozone da ist, so Rosen.

Verschnaufpause bei Kursen

Es geht also nach oben an den Aktienmärkten. Wie lange das noch so weiter geht, weiß natürlich niemand. Monika Rosen würde es aber nicht überraschen, wenn die Aktienkurse heuer irgendwann auf dem Weg nach oben eine Verschnaufpause einlegen; also entweder leicht fallen oder zumindest nicht steigen.

Auslösen könnte das wiederum die US-Notenbank Fed. Nämlich ab dem Zeitpunkt, wo sie ankündigt, dass sie die Geldschleusen wieder schließt, und die Anleihenkäufe schrittweise zurückfährt. Dass wir es mit einer Aktienblase zu tun haben, die demnächst platzen könnte, glaubt Monika Rosen aber nicht, "denn einerseits sind die Bewertungen keinesfalls überzogen. Wir haben heute Kursgewinnverhältnisse, die geringer sind als 2007, also bei den letzten Rekordständen. Das heißt, in der Zwischenzeit sind die Gewinne der Unternehmen stärker gestiegen als die Kurse."

Zum anderen sei von einer überzogenen Stimmung an den Märkten nichts zu bemerken.

Brezinschek: "Genügend Platz nach oben"

Ähnlich sieht das auch Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek. Er will zwar nicht ausschließen, dass die Eurokrise die Aktienkurse zeitweise wieder nach unten schickt - da könnte es seiner Meinung nach 15 bis 20 Prozent nach unten gehen -, langfristig dürften die Aktienkurse aber die bisherigen Höchststände deutlich übertreffen: "Wir haben durchaus noch genügend Platz nach oben. In den nächsten vier, fünf Jahren würde ich sagen etwa sechzig Prozent des derzeitigen Niveaus." Das wären nach Brezinscheks Berechnungen dann ein DAX-Niveau von etwa 12.000 Punkten, ein ATX von etwa 4.000 Punkten und ein Dow Jones von etwa 18.200 Punkten.

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings ein Wirtschaftsaufschwung in Europa, spätestens im nächsten Jahr. Also so wie es derzeit auch vorausgesagt wird.