Cernko: "Zypern-Rettung in letzter Minute"
In der Zypern-Krise wird es eine Lösung in letzter Minute geben, ist der Chef der Bank Austria, Willibald Cernko, sicher. Er geht davon aus, dass die Vermögenden noch zur Kasse gebeten werden. Kritik übt Cernko im Ö1-Interview "Im Journal zu Gast" am Krisenmanagement der Politik.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.3.2013
Der Generaldirektor der Bank Austria/UniCredit und Präsident des österreichischen Bankenverbandes, Willibald Cernko, ist bei Michael Csoklich "Im Journal zu Gast".
(c) SCHLAGER, APA
"Das wäre doch gelacht"
Cernko zeigt sich überzeugt, dass es doch noch zu einer Einigung auf ein Rettungspaket für Zypern kommen wird: "Einmal mehr Rettung in letzter Minute." Er wünsche sich keine Bankpleiten, aber Spielregeln auf nationaler und europäischer Ebene, um solche Fälle geordnet abwickeln zu können. Eine ungeordnete Pleite Zyperns mache aber keinen Sinn: "Das Gesamtpaket beläuft sich auf 17 Milliarden, 10 Mrd. sollen von Europa kommen, konkret vom Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM, eine Milliarde vom Internationalen Währungsfonds IWF und knapp sechs Milliarden von den Zyprioten. Es wäre doch gelacht, wenn das nicht zu schultern wäre."
Panik nur in Zypern
Wenn die Banken nächste Woche wieder aufsperren, erwartet Cernko einen Sturm auf die Banken, aber daher seien Kapitalverkehrsbeschränkungen besonders wichtig. "Es muss für die nächsten Monate und Jahre die Liquidität für das Land Zypern gesteuert werden." Dass die Panik auf anderen Länder und Banken überspringt, schließt Cernko "definitiv" aus. Dass Zypern eine singuläre Causa ist, habe sich mittlerweile allgemein verfestigt.
Der Bank-Austria-Chef wehrt sich dagegen, das Zypern-Problem in einen Topf zu werfen mit der Diskussion über die Regulierung der Banken, ein sichereres Bankensystem und Banker-Boni. Die Banken müssten ohnehin ihre Hausaufgaben machen.
Krise der Politik
Insgesamt meint Cernko, habe die Politik das Thema Zypern zu lange unterschätzt. Das zeige auch die "gravierende Fehleinschätzung", dass auch die kleinen Sparer belangt werden sollten. Diese "absolut unprofessionelle Kommunikation" zeige, dass beim Krisenmanagement noch Einiges zu lernen sei. Auch sei gerade in solchen Krisen das europäische Prinzip der Einstimmigkeit in Frage zu stellen.
Insgesamt ist Cernko aber fast zufrieden, wie Europa mit der Finanz- und Schuldenkrise bisher umgegangen ist. Der EZB komme dabei eine führende Rolle zu. Es habe einige große Schritte nach vorn Richtung Bankenunion gegeben, aber es gebe immer wieder Verzögerungen.
Folgen für Bankgeheimnis
Cernko machte außerdem deutlich, dass die Causa Zypern das österreichische Bankgeheimnis treffen dürfte. Österreich gilt unter anderem wegen seines Bankgeheimnisses als kleines Steuerparadies und stemmt sich in der EU bisher hartnäckig gegen die Abschaffung. Cernko sagte dazu "Im Journal zu Gast", es werde im Kontext Zypern einmal mehr auf europäischer Ebene diskutiert werden, ob man die Sonderstellungen Österreichs und Luxemburgs weiter akzeptieren wolle. Die Frage, ob man das (bereits ausgehöhlte) Bankgeheimnis in Österreich noch braucht oder nicht, sei einer jener psychologischen Momente, die es entsprechend zu managen gelte. Den Bankkunden müsse erklärt werden, was das für sie heiße. Und das sei eines der Themen, "die wir noch vor uns haben. Diese Diskussion wird nicht zu vermeiden sein", so der Bank Austria-Chef.