Venezuela: Die "Chavistas" marschieren

In Venezuela haben die beiden Präsidentschaftskandidaten gestern ihren Wahlkampf beendet. Während der konservative Henrique Capriles im Landesinneren seine letzten Reden hielt, feierten hunderttausende "Chavistas" in der Hauptstadt Carácas vor allem Hugo Chavez. Der Kandidat Nicolas Maduro kann nur siegen, wenn er die Anhänger des verstorbenen Präsidenten für sich gewinnt.

Morgenjournal, 12.4.2013

Von der Schlussveranstaltung in Carácas berichtet

"Chavez lebt in uns"

Die Chavistas haben alle Hebel in Bewegung gesetzt. Nicolas Maduros letzte Kundgebung vor der Wahl ist ein Riesenspektakel. An jeder Ecke tönt Musik aus gigantischen Lautsprechern, es riecht nach gegrilltem Fleisch, Maiskolben und Zuckerwatte – und doch geht es nicht um Maduro, sondern um - Hugo Chavez. Sein Gesicht ist auf jedem Plakat, jedem T-Shirt, jeder Fahne, seine Stimme, sein Name hallt durch die ganzen Stadt: "Chavez Vive la lucha sigue". Und fragt man die ganz in Rot gekleideten Passanten, wen sie wählen werden, gibt es nur eine Antwort: "Wir wählen Maduro, denn er ist Chavez' Sohn, und es war sein Wunsch, dass wir es tun. Mit ihm als unseren Präsidenten ist Chavez nicht tot, er wird in ihm und in uns weiterleben." - "Wir wählen Nicolas Maduro, weil wir so die Revolution von Hugo Rafael Chavez Frias weiterführen können. Maduro ist der neue Protagonist dieser Bolivarischen Revolution."

Unter den Chavistas, die heute vor die Bühne auf der Avenida Simon Bolivar gekommen sind, ist die Verehrung für Chavez grenzenlos. Und das macht sie zu Nicolas Maduros mächtigstem Instrument: "Das ist das Volk von Chavez", ruft er, "das ist der Platz von Chavez. Chavez führt uns weiterhin an, er führt uns mit seiner Liebe."

"Wir machen weiter"

Und ganz wie sein Vorgänger wettert er eifrig gegen die Opposition, die Gegner, die USA: "Der Imperialismus und die Bougeoisie, diese Parasiten, sie glauben, dass die Revolution zu Ende ist. Sie glauben, nur weil wir Chavez physisch verloren haben, wird es uns bald nicht mehr geben. Aber sie irren sich. Jetzt ist Chavez in allen von uns. Wir machen weiter, für unsere Zukunft, für unsere unabhängige Heimat."

Dann kommt Maduro auf den Punkt. Und erinnert seine Anhänger an den Grund, warum sie hier sind: Sie sollen ihn wählen, denn so wollte es der Comandante in seiner letzten Rede, die nun auf eine riesige Leinwand übertragen wird. Die Menge tobt. Und stimmt in Sprechchöre ein. "Chavez te juro, voto por maduro." - Chavez, ich schöre dir, ich wähle Maduro. "Wir sind alle Chavez, Chavez ist nicht gestorben", sagt ein Mann, "er hat sich vervielfacht. Chavez ist zu einem Gefühl geworden, das nicht nur hier in Venezuela gespürt wird, sondern überall auf der Welt."

Demütig verneigt sich Nicolas Maduro schließlich vor dem Bild seines Vorgängers. Und stimmt, umringt von Chavez' Kindern, Enkelkindern und Geschwistern, die venezolanische Nationalhymne an – nein, falsch, auch das tut Chavez. Seine Stimme.