IWF: EU braucht Wachstumsimpulse

Die vorherrschende Konjunkturflaute werde durch die vorherrschende Sparpolitik verstärkt, konstatiert jetzt selbst der Internationale Währungsfonds vor seiner Frühjahrstagung an diesem Wochenende in Washington. Dass das ein Aufruf an die Staaten ist, einfach locker zu lassen, glaubt der Wirtschaftsexperte des Brüsseler Thinktanks Bruegel, Zsolt Darvas, aber nicht.

Mittagsjournal, 19.4.2013

Deutsche sollen mehr ausgeben

Die Botschaft des Internationalen Währungsfonds sei, dass Sparpolitik in der Rezession äußerst negative Folgen haben könne, sagt Darvas. Also sollten die Länder, die Spielraum haben, den auch nützen. Gemeint sind damit vor allem Deutschland, Großbritannien und die USA. Und zumindest bei letzteren beiden plädiert der Währungsfonds nicht für eine Ausweitung der Defizite sondern für einen moderateren Sparkurs. Wirtschaftlich noch gut da stehende Länder in Europa haben da laut Zsolt Darvas mehr Potenzial: "Ich würde weiter gehen sagen, dass starke Länder wie etwa Deutschland ihre Defizite auch ausweiten und die Wirtschaft mit höheren Ausgaben ankurbeln könnten."

Das gelte aber für die von der Krise am härtesten geschüttelten Länder in der Eurozone wie Griechenland, Portugal oder Spanien nicht, hebt Darvas hervor. Da führe an der Konsolidierung kein Weg vorbei, sagt auch der Internationale Währungsfonds, der an allen Stützungsprogrammen für die maroden Euroländer beteiligt ist.

Große Ungleichgewichte

Die Euro-Krise ist längst nicht beendet. Die Ungleichgewichte zwischen den Euroländern seien nach wie vor zu groß, sagt Wirtschaftsexperte Zsolt Darvas - mit unmittelbaren Folgen für die Unternehmen: "Nehmen wir nur zwei Firmen, die auf beiden Seiten einer Grenze angesiedelt sind - sagen wir in Österreich und Italien. Beide Firmen können gleich gut da stehen, aber das italienische Unternehmen muss höhere Zinsen zahlen, weil es in Italien weniger Vertrauen gibt. Diese Fragmentierung der Eurozone bleibt bestehen."

Allerdings hat zuletzt auch EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn in einem Interview davon gesprochen, dass man die Zügel etwas lockerer lassen könne. Schließlich sei das Vertrauen in den Euro wieder hergestellt. Wirtschaftsexperte Zsolt Darvas ist da skeptisch: "Die wichtigsten Player in der Eurozone wie Deutschland, aber auch die EU-Kommission haben sich so stark der Sparpolitik verschrieben, dass ich da keine große Änderung erwarte. Wenn die Rezession aber anhält - und wir werden auch nächstes Jahr in derselben Situation sein wie heuer - dann gibt es vielleicht eine Neuausrichtung. Aber kurzfristig sehe ich die nicht."