Tote in Kirkuk: Sunniten contra Schiiten

Im Nordirak sind bei Zusammenstößen zwischen sunnitischen Demonstranten und Sicherheitskräften heute mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen. Die Sunniten demonstrieren seit Dezember immer wieder gegen die schiitisch dominierte irakische Regierung.

Mittagsjournal, 23.4.2013

Feuer auf Protestcamp

In den vergangenen Monaten haben Zehntausende Sunniten im ganzen Land die Regierung beschuldigt, ihre Volksgruppe an den Rand zu drängen und ihre politischen Führer nicht zu Wort kommen zu lassen. In Hawija im Nordirak, in der Nähe von Kirkuk, liegt eines ihrer Protestcamps, wo jede Woche Demonstrationen stattfinden. Dieses Camp hat die Armee heute angegriffen und durchsucht, dabei gab es offenbar viele Tote. Mindestens 26 sind bestätigt, 6 Soldaten und 20 Demonstranten, doch lokale Medien sprechen von 50 Toten und 200 Verletzten. Die Polizei sagt, sie sei zuerst von den Demonstranten angegriffen worden, diese wiederum sagen, sie seien unbewaffnet gewesen und hätten einen friedlichen Sitzstreik durchgeführt.

Am 20. April hat es im Irak Regionalwahlen gegeben, im Vorfeld gab es verbreitet Gewalt zwischen den Volksgruppen. Dutzende Menschen starben bei Bombenanschlägen und 14 Kandidaten auf den Wahllisten wurden ermordet, vor allem Sunniten. In zwei Provinzen wurden die Wahlen daraufhin verschoben. Rund um Kirkuk ist die Lage zusätzlich angespannt. Der Ölreichtum der Provinz, wo viele verschiedene Volksgruppen leben, schürt den Kampf um die Vorherrschaft. Die Kurden wollen das Gebiet in ihre weitgehend autonome Provinz eingliedern, die schiitisch dominierte Regierung will aber die direkte Kontrolle behalten. Die Sunniten sind fast überall in der Minderheit, sie haben nach dem Sturz von Saddam Hussein ihren großen Einfluss verloren.