Nigeria: Blutige Kämpfe gegen Islamisten

Im Nordosten Nigerias dürfte es in den vergangenen Tagen die vielleicht blutigsten Kämpfe bisher zwischen Regierungstruppen und Extremisten der radikal-islamischen Sekte Boko Haram gegeben haben. Das Rote Kreuz berichtet von mindestens 187 Toten, viele von ihnen Zivilisten. Offenbar hat das Militär im Zuge der Kämpfe ein ganzes Dorf niedergebrannt.

Mittagsjournal, 23.4.2013

Ohne Rücksicht auf Unbeteiligte

Ausgebrannte Häuser und Autos, mehr ist nicht mehr übrig vom Fischerdorf Baga am Tschadsee, verkohlte Leichen und Tierkadaver liegen auf den Straßen zwischen den Ruinen. Weder die Islamisten, noch das Militär nehmen bei ihrer Auseinandersetzung Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Begonnen hatten die Kämpfe in Baga schon am Donnerstag. Nach Berichten von Einwohner des Dorfes umzingelten die Soldaten eine Moschee, in der sich Kämpfer von Boko Haram verschanzt hielten - und die Kämpfer setzten diesmal schwerere Waffen ein als bisher, sie verteidigten sich auch mit Maschinengewehren und Granatwerfen.

Menschliche Schutzschilde

Nach Angaben der Armee verwendete sie auch Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Doch auch die Armee verschonte laut Berichten der Bewohner die Zivilisten nicht. Sie soll während der Kämpfe absichtlich etliche Häuser in Brand gesetzt haben. Ein Großteil der Zivilisten konnte aus dem Dorf in den umliegenden Busch fliehen, nun kehren die Einwohner zurück, und müssen sehen, das von ihrem Dorf fast nichts mehr übrig ist.

Drei Jahre - 3.000 Tote

Das Militär hat hier ganz offensichtlich einen lokalen Sieg über die Extremisten errungen, doch entschieden ist die Auseinandersetzung damit noch lange nicht. Boko Haram kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias dafür, einen streng religiösen islamistischen Stadt zu errichten.

Immer wieder verüben Kämpfer der Sekte Anschläge auf christliche Kirchen oder auf Armeeposten. In den vergangenen drei Jahren sind dabei schon an die 3.000 Menschen getötet worden. Die Regierung geht gegen die Sekte einerseits militärisch vor, hat sie bis jetzt aber nicht niederringen können.

Andererseits setzt Präsident Goodluck Jonathan auch auf Versöhnungsgespräche - er hat den Extremisten eine Amnestie angeboten, wenn sie ihren Kampf für einen islamischen Staat aufgeben. Doch der Anführer der Islamisten hat die Regierung bereits wissen lassen, dass er an dem Friedensangebot nicht interessiert sei.