Bangladesh reagiert nach Hochhauseinsturz
Drei Wochen nach dem Einsturz eines Textilzentrums in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesh, sind heute die Bergungs- und Aufräumungsarbeiten beendet worden. Die Bilanz des Unglücks: 1.127 Tote und tausende Verletzte. Die Regierung von Bangladesh will nun die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Textilarbeiterinnen verbessern, den Mindestlohn erhöhen und Gewerkschaften zulassen
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 13.5.2013
30 Euro im Monat, das ist der Mindestlohn eines Textilarbeiters für oft mehr als 12 Stunden Schufterei ohne jede Absicherung. So können Kunden in Österreich ein T Shirt für drei Euro kaufen. Reshma Begum, die junge Schneiderin, die am Freitag lebend unter den Trümmern heraus gezogen wurde, will nie mehr in eine solche Fabrik zurück. Viele ihrer Landsleute haben aber keine Wahl. 3,5 Millionen Arbeiter erwirtschaften für ihre Chefs 15 Milliarden Euro Umsatz im Jahr, andere Jobs gibt es kaum. Westliche Firmen verlangen nach jedem Unglück bessere Arbeitsbedingungen, doch kaufen sie weiterhin die billige Ware, auch wenn sich nichts verbessert. Sie machen Druck, wenn eine Lieferung nicht schnell genug kommt. Auch die Arbeiter protestieren nach jedem Unglück und sind dann doch wieder auf den Lohn angewiesen.
Nun will die Regierung wenigstens Textil-Gewerkschaften erlauben, die in den einzelnen Fabriken Druck machen. Bisher war dazu die Zustimmung des Fabrikeigentümers notwendig. Auch der Mindestlohn soll etwas angehoben werden. Allerdings werden Gewerkschaftler in Bangladesh oft entlassen, verprügelt oder gar tot aufgefunden. Die eingestürzte Fabrik war ein Paradebeispiel: die oberen Stockwerke waren nicht genehmigt, noch dazu wurden viel zu schwere Maschinen in das Gebäude gebracht. Viele der Arbeiter waren gar nicht registriert.