Syrien: Zweifel an russicher Raketenlieferung

Die brennendste Frage, die sich hinsichtlich Syrien derzeit stellt, ist: Hat das syrische Regime schon russische Raketen oder zumindest Teile davon bekommen oder prahlt Präsident Bashar al-Assad nur damit, um seine Gegner einzuschüchtern? In einem Fernsehinterview sagte Assad gestern, Russland habe alle Verträge eingehalten und schon Raketenteile geliefert. Sollte das stimmen, würde das die Lage für die Nachbarländer noch gefährlicher machen. Es könnte aber auch sein, dass Assad blufft.

Morgenjournal, 31.5.2013

Russische Quelle: "Raketen noch nicht angekommen"

Präsident Bashar al-Assad sagt, Russland werde alle Waffenlieferverträge einhalten. "Wir verhandeln seit Jahren mit den Russen. Die Krise hat nichts daran geändert und auch Netanyahus Besuch in Moskau hat nichts geändert. Die Verträge werden umgesetzt und sind zum Teil schon umgesetzt worden." Die Russischen Luftabwehrraketen könnten Assad in dem unübersichtlichen Krieg ein ganz neues Druckmittel in die Hand geben. Er könnte damit Flugzeuge abschießen, die eine mögliche Flugverbotszone überwachen oder auch israelische Flugzeuge außerhalb Syriens.

Doch es sieht so aus, als wären diese Waffen noch nicht da. Die USA sagen, ihren Informationen nach sei noch nichts geliefert worden. In Russland selbst sagt eine Quelle im Verteidigungsministerium, die Verträge würden zwar eingehalten, die Hardware selbst, also die Raketen, sei aber noch nicht angekommen.

Assad will nach Syrien-Konferenz Volksabstimmung

Assad geht es in dem Interview vor allem darum, sich als Herr der Lage darzustellen. Zu der geplanten Syrien-Konferenz in Genf sagt er: "Unsere Delegation wird teilnehmen und wir sprechen für Syrien. Aber für wen sprechen diese anderen Teilnehmer? Für die ausländischen Mächte, die sie unterstützen? Wir setzen uns mit ihnen an einen Tisch, wir sprechen mit den Sklaven, aber eigentlich verhandeln wir mit ihren Besitzern."

Es gebe aber eine Bedingung, sagt Assad. Was immer bei der Konferenz vereinbart wird, müsse in Syrien bei einer Volksabstimmung bestätigt werden.

Opposition: "Das ist ein Witz"

In Istanbul verfolgen Mitglieder der Syrischen Nationalen Koalition die Assad-Rede im Fernsehen. Ahmed Khamal schüttelt den Kopf und sagt: "Das ist ein Witz, in Syrien gibt es keine Freiheit und keine Sicherheit. Man kann ja nicht einmal leben in Syrien, wie soll man dort ein Referendum abhalten? Die beiden wichtigsten Bedingungen für eine Volksabstimmung sind Freiheit und Sicherheit und die gibt es einfach nicht."

Andere Oppositionsmitglieder kritisieren, dass Assad sich so völlig abgehoben zeigt, als seien in seinem Land nicht schon zehntausende Menschen umgekommen. Er wolle mit allen Mitteln an der Macht festhalten und sei an keiner politischen Lösung interessiert.

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